• Denkmal für die ermordeten Juden von Jefingar
In der ehemaligen jüdischen Kolonie Jefingar (heute: Pljuschtschiwka) erinnert seit 1953 ein Denkmal an die von deutschen Einheiten ermordeten Juden des Ortes.
Bild:Jefingar, o.D., Alte Synagoge, www.efingar.narod.ru
Jefingar, o.D., Alte Synagoge, www.efingar.narod.ru

Bild:Pljuschtschiwka, 2017, Denkmal, Christoph Helweg
Pljuschtschiwka, 2017, Denkmal, Christoph Helweg
Die ehemalige jüdische Kolonie Jefingar, deren Name auf Hebräisch »schöner Fluss« bedeutet, liegt am linken Ufer des Flusses Ingul nördlich des Schwarzen Meeres. Sie wurde 1807 von 43 jüdischen Familien gegründet, die aus den Gebieten des heutigen Weißrusslands in die Schwarzmeerregion übersiedelten. Jefingar war die erste und später eine der erfolgreichsten jüdischen Agrarkolonien in der Region. Wenig später siedelten auch sogenannte Volksdeutsche in der Kolonie, Ende des 19. Jahrhunderts waren aber immer noch etwa 92 Prozent der 2.038 Einwohner jüdisch. Angesichts der vielen antijüdischer Ausschreitungen gründeten die jüdischen Einwohner Jefingars 1905 eine Selbstverteidigungsgruppe, die der Gewalt erfolgreich standhielt. In den Wirren nach der Oktoberrevolution kamen mehrere Juden bei Pogromen oder infolge von Hunger und Krankheiten um. 1926 zählte der Ort noch 1.528 Juden, was etwa 91 Prozent der Einwohner ausmachte. Die Einwohnerzahl sank in den 1920er und 1930er Jahren weiter. In dieser Zeit wurden im Zuge der stalinistischen Kollektivierung alle bäuerlichen Haushalte in zwei Kolchosen zusammengefasst.
Am 12. August 1941, wenige Wochen nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion, wurde Jefingar von der deutschen Wehrmacht besetzt. Zuvor evakuierten die sowjetischen Behörden alle wehrfähigen Jugendlichen zusammen mit Nutztieren und Maschinen. Ein Teil der übrigen jüdischen Einwohner floh ebenfalls ins Innere der Sowjetunion. Am 10. September 1941 trieben die Deutschen und ihre Helfer, die sich aus lokalen Volksdeutschen rekrutierten, alle Juden des Ortes im lokalen Schulgebäude zusammen. Am gleichen Tag wurden die Juden in einer zwei Kilometer weit entfernten Sandgrube von Mitgliedern des Sonderkommandos 10a der Einsatzgruppe D erschossen. Die jüdische Bevölkerung von Jefingar war damit ausgelöscht.
Bild:Jefingar, o.D., Alte Synagoge, www.efingar.narod.ru
Jefingar, o.D., Alte Synagoge, www.efingar.narod.ru

Bild:Pljuschtschiwka, 2017, Denkmal, Christoph Helweg
Pljuschtschiwka, 2017, Denkmal, Christoph Helweg
Unterstützt durch die lokale Schutzpolizei, die vornehmlich aus ethnischen Deutschen bestand, erschoss das Sonderkommando 10a der Einsatzgruppe D am 10. September 1941 etwa 520 Juden aus Jefingar und Umgebung in der Nähe des Ortes Konstantinowka in einer Sandgrube.
Bild:Jefingar, um 1920, Der jüdische Koloniebewohner Mojsche-Izy Gurewich und seine Familie, efingar.narod.ru
Jefingar, um 1920, Der jüdische Koloniebewohner Mojsche-Izy Gurewich und seine Familie, efingar.narod.ru

Bild:Pljuschtschiwka, 2017, Massenerschießungsstätte, Stiftung Denkmal
Pljuschtschiwka, 2017, Massenerschießungsstätte, Stiftung Denkmal
Die Rote Armee eroberte Jefingar am 14. März 1944 zurück. 1945 wurde der Ort in Pljuschtschiwka umbenannt. Etwa 488 Juden kehrten nach dem Krieg dorthin zurück. Die Meisten wanderten später aus. Heute leben keine Juden mehr in dem Ort.
1946 betteten Angehörige die Leichname aus dem Massengrab auf den jüdischen Friedhofs um. 1953 wurde dort ein Obelisk errichtet. Die russische Inschrift lautet: »Hier liegen 521 Opfer der deutsch-faschistischen Barbarei begraben, die am 10. September 1941 ermordet wurden«. Seit 1956 findet jährlich am 10. September eine Gedenkfeier am Denkmal statt. Die Gemeinschaft für jüdische Kultur aus Mykolajiw organisiert die Gedenkfeiern und Fahrten zu den Erinnerungsorten in dem Gebiet.
Bild:Pljuschtschiwka, 2017, Erhaltenes Wohnhaus aus der ehemaligen jüdischen Kolonie, Christoph Helweg
Pljuschtschiwka, 2017, Erhaltenes Wohnhaus aus der ehemaligen jüdischen Kolonie, Christoph Helweg

Bild:Pljuschtschiwka, 2017, Inschrift, Christoph Helweg
Pljuschtschiwka, 2017, Inschrift, Christoph Helweg
Name
Pamjat' ubitym ewrejam Jefingara
Web
http://efingar.narod.ru
E-Mail
y.pasik@mail.ru
Angebot
Jährlich am 10. September findet am Denkmal eine Gedenkfeier statt.