• Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers« in Auschwitz-Birkenau
Seit Anfang der 1970er Jahre erinnert ein Denkmal auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau an die Opfer des »Zigeunerlagers«, das 1943/44 dort bestand. Es ist einer der wichtigsten Orte der Erinnerung an den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma.
Bild:Auschwitz-Birkenau, 2010, Gelände des ehemaligen »Zigeunerlagers«, Stiftung Denkmal
Auschwitz-Birkenau, 2010, Gelände des ehemaligen »Zigeunerlagers«, Stiftung Denkmal

Bild:Auschwitz-Birkenau, 2010, Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers«, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Auschwitz-Birkenau, 2010, Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers«, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Nach ihrem Machtantritt verfolgten die Nationalsozialisten Sinti und Roma verschärft. 1938 inhaftierten die nationalsozialistischen Behörden Tausende Sinti und Roma aus Deutschland und Österreich in Konzentrationslager. Im Dezember 1942 ordnete der »Reichsführer-SS« Heinrich Himmler die Deportation der im Deutschen Reich lebenden Sinti und Roma in das Konzentrationslager Auschwitz an. Daraufhin wurde auf dem Gelände des KZ Auschwitz-Birkenau ein eigener Bereich als »Zigeunerlager« ausgewiesen. Der erste Transport mit Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich kam dort am 26. Februar 1943 an. Das Lager bestand aus 32 fensterlosen Baracken, die die Häftlinge selbst errichten mussten. In jede Baracke wurden bis zu 1.000 Sinti und Roma eingepfercht.
Im Gegensatz zu anderen Häftlingsgruppen blieben die Familien im »Zigeunerlager« zusammen, unabhängig von ihrer Größe bekam jede Familie eine Pritsche und zwei Decken zugewiesen. Die Häftlinge, auch Kinder, mussten innerhalb des Lagers Zwangsarbeit leisten. Sie waren chronisch unterernährt und ihre Lebensbedingungen so katastrophal, dass die Mehrheit der Häftlinge Hunger oder Krankheiten erlag. Im Lager fanden zudem immer wieder Selektionen statt, bei denen Häftlinge in großer Zahl entweder in andere Konzentrationslager verlegt oder in den nur wenige Schritte entfernten Gaskammern ermordet wurden.
Im Mai 1944 beschloss die Lagerleitung, das »Zigeunerlager« zu liquidieren. Die Häftlinge leisteten jedoch Widerstand, die SS brach die Aktion vorerst ab. Am Anfang August 1944 wurde das »Zigeunerlager« endgültig aufgelöst: 1.408 arbeitsfähige Häftlinge wurden an andere Orte verlegt, die verbleibenden 2.897 Sinti und Roma ermordete die SS trotz des verzweifelten Widerstands der Opfer in den Gaskammern.
Bild:Auschwitz-Birkenau, 2010, Gelände des ehemaligen »Zigeunerlagers«, Stiftung Denkmal
Auschwitz-Birkenau, 2010, Gelände des ehemaligen »Zigeunerlagers«, Stiftung Denkmal

Bild:Auschwitz-Birkenau, 2010, Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers«, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Auschwitz-Birkenau, 2010, Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers«, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Es wird geschätzt, dass etwa 23.000 Sinti und Roma in das »Zigeunerlager« in Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Die meisten Opfer – etwa 60 Prozent – stammten aus dem Deutschen Reich einschließlich Österreich, etwa 22 Prozent aus dem Reichsprotektorat Böhmen und Mähren und etwa sechs Prozent aus Polen. Insgesamt stammten die Opfer aus mindestens 11 Ländern.
Die SS ermordete etwa 5.600 Häftlinge des »Zigeunerlagers« in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau, weitere 13.600 kamen infolge der katastrophalen Bedingungen im Lager um. Einige wenige tausend überlebten zunächst, indem sie in andere Lager verlegt wurden.
Bild:Hohenasperg, 1940, Deportation deutscher Sinti ins besetzte Polen, Bundesarchiv, R 165 Bild-244-48
Hohenasperg, 1940, Deportation deutscher Sinti ins besetzte Polen, Bundesarchiv, R 165 Bild-244-48

Bild:Auschwitz-Birkenau, 2009, Gedenkveranstaltung am Denkmal, RomaTrial e.V.
Auschwitz-Birkenau, 2009, Gedenkveranstaltung am Denkmal, RomaTrial e.V.
Am historischen Ort des »Zigeunerlagers« gab es lange kein Gedenkzeichen, das an die dort inhaftierten und ermordeten Sinti und Roma erinnert hätte, zumal das Gelände des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau nach dem Krieg zunächst nur sehr selten für Gedenkveranstaltungen genutzt wurde. Dies änderte sich 1973, als zwischen den Barackenruinen das Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers« errichtet wurde. Das Denkmal geht auf die Initiative der Brüder Vinzenz und Oskar Rose zurück. Vinzenz Rose war selbst Häftling im »Zigeunerlager Auschwitz« gewesen und verlor dort seine Frau und seine Tochter. Seit den frühen 1950er Jahren trat er für die Anerkennung des Völkermordes an den Sinti und Roma ein, die jedoch noch bis in die 1980er Jahre auf sich warten ließ. Die Mittel für das Denkmal stiftete er größtenteils selbst. Offizielle Unterstützer fand er in Deutschland keine, während die zuständigen polnischen Behörden sein Vorhaben lediglich duldeten.
Das Denkmal ist ein schlichter Granitobelisk vor einer Ziegelmauer, für deren Bau Steine aus allen Baracken des ehemaligen »Zigeunerlagers« verwendet wurden. Es steht dort, wo die Baracke stand, in der Roses Eltern inhaftiert waren. An der Mauer befindet sich die deutsche Inschrift: »Gedenkstätte der Sinti des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Viele tausende von Sinti – Männer, Frauen und Kinder, die Gefangenen und Gequälten Opfer des deutschen Faschismus – sind hier in diesem Konz.-Lager Birkenau grauenhaft gequält, vergast und ermordet worden.«
Wie auch aus der Inschrift hervorgeht, war das Denkmal damals in erster Linie in Erinnerung an die deutschen Sinti errichtet worden, die die größte Häftlingsgruppe im »Zigeunerlager Auschwitz« stellten, mittlerweile wird es jedoch als Denkmal für alle dort inhaftierten und ermordeten Sinti und Roma verstanden. Seit 1994 finden dort am 2. August Gedenkveranstaltungen statt, die am Jahrestag der »Liquidierung« des »Zigeunerlagers« Auschwitz-Birkenau an die Opfer erinnern.
2001 wurde im Block 13 des ehemaligen Stammlagers Auschwitz eine Dauerausstellung über den Völkermord an den Sinti und Roma Europas eröffnet.
Bild:Auschwitz-Birkenau, 2009, Deutsche Inschrift von 1973 am Denkmal, RomaTrial e.V.
Auschwitz-Birkenau, 2009, Deutsche Inschrift von 1973 am Denkmal, RomaTrial e.V.

Bild:Auschwitz, o.D., Blick in die Dauerausstellung im Block 13 des ehemaligen Stammlagers, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Lossen Fotografie Heidelberg
Auschwitz, o.D., Blick in die Dauerausstellung im Block 13 des ehemaligen Stammlagers, Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma, Lossen Fotografie Heidelberg
Name
Pomnik ofiar »Zigeunerlager« na terenie byłego obozu koncentracyjnego Auschwitz-Birkenau
Adresse
Ofiar Faszyzmu 12
32-600 (Brzezinka) Oświęcim
Öffnungszeiten
Das Denkmal befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und ist zu den Öffnungszeiten des Staatlichen Museums Auschwitz zugänglich:

Dezember bis Februar täglich 8:00 bis 15:00
März, November täglich 8:00 bis 16:00
April, Oktober täglich 8:00 bis 17:00
Mai, September täglich 8:00 bis 18:00
Juni, Juli, August täglich 8:00 bis 19:00

Am 1. Januar, 25. Dezember und Ostersonntag geschlossen
Angebot
Gedenkveranstaltungen jährlich am 2. August
Dauerausstellung über den Völkermord an den Sinti und Roma im Block 13 des Stammlagers (Auschwitz I)