• Erinnerung an den Bombenangriff auf Wieluń
Gleich in den Morgenstunden des 1. September 1939 wurde die polnische Kleinstadt Wieluń durch Bombenangriffe der deutschen Luftwaffe weitgehend zerstört. Viele Historiker halten den Luftangriff auf Wieluń für die erste Kampfhandlung des Zweiten Weltkrieges.
Bild:Wieluń, 1939, Das nach dem Bombenangriff zerstörte Stadtzentrum, gemeinfrei
Wieluń, 1939, Das nach dem Bombenangriff zerstörte Stadtzentrum, gemeinfrei

Bild:Wieluń, 2010, Denkmal am Standort des zerstörten Allerheiligen-Krankenhauses, Marcin W.
Wieluń, 2010, Denkmal am Standort des zerstörten Allerheiligen-Krankenhauses, Marcin W.
Wieluń ist eine Kleinstadt in Zentralpolen, etwa auf halber Strecke zwischen den Großstädten Breslau und Lodz gelegen. Während der polnischen Teilung gehörte die Stadt zu Preußen. In der Zwischenkriegszeit war die Stadt wieder polnisch und befand sich in unmittelbarer Nähe zur Grenze des Deutschen Reiches.
Am 1. September griff die deutsche Wehrmacht Polen ohne Kriegserklärung vom Norden, Westen und Süden her an. Fast zeitgleich mit dem Angriff auf die Westerplatte bei Danzig flog die Luftwaffe einen Angriff gegen Wieluń, an dem über 30 Sturzkampfflugzeuge des damals neuen Typs Junkers Ju 87B beteiligt waren. Sie warfen Bomben auf die Innenstadt, darunter auch Brandbomben. Der Angriff traf die zum großen Teil noch schlafenden Bewohner auch deshalb völlig unvorbereitet, weil die Stadt keine nennenswerten militärischen Strukturen besaß. Im Laufe des Tages flog die Luftwaffe zwei weitere Angriffswellen. Über 70 Prozent der Stadt wurden zerstört, darunter historische Kirchen, die Synagoge und das Krankenhaus. Der Großteil der Bevölkerung floh; als deutsche Soldaten wenig später eintrafen, fanden sie mehr Leichen als lebendigee Menschen vor.
Während der deutschen Besatzung wurde die Stadt in Welun umbenannt und als Teil des Warthegaus dem Deutschen Reich angegliedert. Die etwa 4.000 Juden der Stadt mussten 1941 in ein Ghetto umziehen. Im August 1942 wurden alle Wieluńer Juden in das Vernichtungslager Kulmhof am Ner (polnisch: Chełmno nad Nerem) deportiert und dort ermordet.
Bild:Wieluń, 1939, Das nach dem Bombenangriff zerstörte Stadtzentrum, gemeinfrei
Wieluń, 1939, Das nach dem Bombenangriff zerstörte Stadtzentrum, gemeinfrei

Bild:Wieluń, 2010, Denkmal am Standort des zerstörten Allerheiligen-Krankenhauses, Marcin W.
Wieluń, 2010, Denkmal am Standort des zerstörten Allerheiligen-Krankenhauses, Marcin W.
Die Zahl der beim Luftangriff getöteten Einwohner der Stadt ist nicht bekannt, meist wird sie mit etwa 1.200 angegeben. Nach ihrem Einmarsch bestatteten die Deutschen viele Leichen in Massengräbern.
Die etwa 4.000 jüdischen Einwohner Wieluńs wurden vor Ende 1942 alle ermordet.
Bild:Wieluń, 1939, Blick auf das zerstörte Stadtzentrum, gemeinfrei
Wieluń, 1939, Blick auf das zerstörte Stadtzentrum, gemeinfrei

Bild:Wieluń, 2010, Gedenktafel am Standort der zerstörten Synagoge, Stefan.p21
Wieluń, 2010, Gedenktafel am Standort der zerstörten Synagoge, Stefan.p21
Obwohl sich der genaue Zeitpunkt des Bombenangriffs nicht mehr rekonstruieren lässt, gilt Wieluń für viele Polen als der Ort, an dem der Zweite Weltkrieg begann. Darüber hinaus gibt es in Polen einen breiten Konsens darüber, dass der Angriff nicht militärischen Zielen galt, sondern vielmehr ein Terrorangriff war, bei dem neuartige Waffen und Taktiken der Luftwaffe erprobt werden sollten. Dieser Ansicht schließen sich auch viele deutsche Historiker an.
Die Stadt musste nach dem Krieg wieder aufgebaut werden. Von der Michaelkirche (polnisch: Kościół św. Michała Archanioła), der ältesten Kirche der Stadt, sind nur noch die Fundamente erhalten geblieben. 2004 weihte der damalige polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski dort ein Denkmal ein, das an den Angriff vom 1. September 1939 erinnert.
Das ebenfalls beim Angriff zerstörte Krankenhaus, in dem zahlreiche Patienten, Ärzte und Pfleger umkamen, wurde ebenfalls nicht wieder aufgebaut. Jahrzehntelang hing dort eine Gedenktafel, die 2009 durch eine Plastik ergänzt wurde. Die polnische Inschrift auf dem Sockel lautet: »Hier wurde am 1. September 1939 um 4.40 Uhr der unvergessliche Akt des Unrechts, der Gewalt und des Verbrechens an der schutzlosen Bevölkerung der Stadt Wieluń begangen. An dieser Stelle befand sich am 1. September 1939 das Allerheiligen-Krankenhaus, auf das die ersten Bomben des Zweiten Weltkrieges fielen«.
An die ehemaligen jüdischen Einwohner erinnert kaum etwas, auch der jüdische Friedhof wurde während der deutschen Besatzung planiert. Am Standort der beim Bombenangriff zerstörten und wenig später abgetragenen Synagoge steht heute eine Gedenktafel.
Bild:Wieluń, 2010, Gedenktafel vor den Ruinen der Michaelkirche, Stefan.p21
Wieluń, 2010, Gedenktafel vor den Ruinen der Michaelkirche, Stefan.p21

Bild:Wieluń, 2010, Detailansicht des Denkmals am Standort des zerstörten Krankenhauses, Stefan.p21
Wieluń, 2010, Detailansicht des Denkmals am Standort des zerstörten Krankenhauses, Stefan.p21
Name
Znaki pamięci bombardowania Wielunia
Web
http://www.wielun.pl/tragedia-wielunia.html
E-Mail
sekretariat@um.wielun.pl
Öffnungszeiten
Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich