• Mahnmal »Damit wir nicht vergessen«
In Nassau-Scheuern wurde im Auftrag der nationalsozialistischen »T4«-Behörde eine sogenannte Zwischenanstalt eingerichtet. Psychisch Kranke und geistig Behinderte wurden hier ab 1941 gesammelt und zur Tötung in »T4«-Anstalten überführt. Seit 2000 erinnert das Mahnmal »Damit wir nicht vergessen« auf dem Gelände der Heime Scheuern an das Schicksal der »Euthanasie«-Opfer.
Bild:Nassau-Scheuern, o.D., Die Anstalt Scheuern Ende der 1920er Jahre, Heime Scheuern
Nassau-Scheuern, o.D., Die Anstalt Scheuern Ende der 1920er Jahre, Heime Scheuern

Bild:Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal »Damit wir nicht vergessen«, Heime Scheuern
Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal »Damit wir nicht vergessen«, Heime Scheuern
Der Begriff »Euthanasie« bezeichnete in der Zeit des Nationalsozialismus die Ermordung von Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen. Geplant und organisiert wurde der Mord an den Patienten von Heil- und Pflegeanstalten von der unmittelbar Adolf Hitler unterstellten Organisation »T4«. Die Tötung erfolgte in der ersten Phase durch Nahrungsentzug, Gift und Medikamente. Ab Januar 1940 wurden in immer mehr »T4«-Anstalten Gaskammern in Betrieb genommen. Auf Befehl eines Runderlasses des Reichsministers des Innern vom 30. August 1940 sollten alle zur »Euthanasie« bestimmten Patienten an verschiedenen Orten im Deutschen Reich in sogenannten Zwischenanstalten konzentriert werden. Unter anderem sollte auf diese Weise die »T4«-Aktion besser getarnt werden. Nach einigen Wochen Aufenthalt in den Zwischenanstalten brachte die Gemeinnützige Krankentransport GmbH (GEKRAT) die Behinderten und psychisch Kranken in eine der sechs Tötungsanstalten.
Auch die Anstalt Scheuern bekam von der »T4«-Behörde den Status einer Zwischenanstalt zugewiesen. Daraufhin wurden die bisherigen Heimbewohner innerhalb weniger Monate in »T4«-Anstalten gebracht, um Platz für die zur »Euthanasie« vorgesehenen Patienten aus anderen Anstalten zu schaffen. Die ersten Sammeltransporte aus anderen Pflegeeinrichtungen trafen im April 1941 in Scheuern ein. Nach einigen Wochen überführte die GEKRAT die Patienten in getarnten, grauen Bussen nach Hadamar. Viele von ihnen tötete das dortige Anstaltspersonal noch am selben Tag in der Gaskammer.
Nach der offiziellen Einstellung der »T4«-Aktion im August 1941 setzten Ärzte und Pflegekräfte die Tötungen im Rahmen des »Euthanasie«-Programms fort. Die Morde erfolgten durch Giftspritzen sowie durch Nahrungsentzug und Überdosierung von Medikamenten. Ab Januar 1943 begann die Anstaltsleitung in Scheuern auf Weisung der »T4«-Behörde erneut Sammeltransporte für Hadamar und weitere Tötungsanstalten zusammenzustellen.
Bild:Nassau-Scheuern, o.D., Die Anstalt Scheuern Ende der 1920er Jahre, Heime Scheuern
Nassau-Scheuern, o.D., Die Anstalt Scheuern Ende der 1920er Jahre, Heime Scheuern

Bild:Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal »Damit wir nicht vergessen«, Heime Scheuern
Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal »Damit wir nicht vergessen«, Heime Scheuern
Von März bis Ende April 1941 wickelte die GEKRAT mehrere Transporte mit über 300 Patienten aus der Anstalt Scheuern in die Tötungsanstalten Pirna-Sonnenstein und Hadamar ab. Bei diesen Personen handelte es sich um die ursprünglichen Anstaltsbewohner. Insgesamt ermordete das Personal der Tötungsanstalten bis 1945 etwa 1.500 körperlich und geistig Behinderte und psychisch Kranke, die über die Zwischenanstalt Scheuern in »T4«-Anstalten gebracht wurden.
Bild:Nassau-Scheuern, o.D., Max M., Heimbewohner seit 1914, wurde am 19. März 1941 mit dem zweiten Transport »ungeheilt entlassen in eine andere Anstalt«, Heime Scheuern
Nassau-Scheuern, o.D., Max M., Heimbewohner seit 1914, wurde am 19. März 1941 mit dem zweiten Transport »ungeheilt entlassen in eine andere Anstalt«, Heime Scheuern

Bild:Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal mit Zitaten aus nicht abgeschickten Briefen der Patienten, Heime Scheuern
Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal mit Zitaten aus nicht abgeschickten Briefen der Patienten, Heime Scheuern
1999 beschloss der Vorstand der Stiftung der Heime Scheuern die Errichtung eines Mahnmals zur Erinnerung an die Opfer der »Euthanasie«-Verbrechen sowie die Erarbeitung einer Dokumentation zum Thema. Das Denkmal, das der Künstler Christian Rudolph entwarf, besteht aus fünf überdimensionalen »Briefbögen« aus rostendem Stahl. Darauf sind Zitate aus Briefen von Patienten an ihre Angehörigen eingestanzt. Die Briefe wurden von der Anstaltsleitung nie abgeschickt. Das Mahnmal wurde am 19. November 2000 eingeweiht und kann seither zusammen mit einer Ausstellung auf dem Gelände der heutigen Heime Scheuern besichtigt werden.
Bild:Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal mit Zitaten aus nicht abgeschickten Briefen der Patienten, Heime Scheuern
Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal mit Zitaten aus nicht abgeschickten Briefen der Patienten, Heime Scheuern

Bild:Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal »Damit wir nicht vergessen«, Heime Scheuern
Nassau-Scheuern, 2008, Mahnmal »Damit wir nicht vergessen«, Heime Scheuern
Name
Mahnmal »Damit wir nicht vergessen«
Adresse
Am Burgberg 16
56377 Nassau-Scheuern
Telefon
+49(0)260 497 90
Fax
+49(0)260 497 910 9
Web
http://www.heime-scheuern.de
E-Mail
info@heime-scheuern.de
Öffnungszeiten
Jederzeit zugänglich
Angebot
Ausstellung auf dem Heimgelände