• Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
Auf dem Gelände des ehemaligen Rüstungskonzerns Hugo-Schneider-Aktiengesellschaft (HASAG) wurde im Dezember 2001 eine Gedenkstätte eingeweiht. Sie erinnert an die zehntausenden Häftlinge aus den KZ Buchenwald, Sachsenhausen und Ravensbrück, die in den Rüstungsbetrieben im Raum Leipzig Zwangsarbeit verrichten mussten.
Bild:Weimar, 7. Januar 1945, Brief eines Jugendlichen an die Mutter aus dem KZ-Außenlager der HASAG Leipzig, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.
Weimar, 7. Januar 1945, Brief eines Jugendlichen an die Mutter aus dem KZ-Außenlager der HASAG Leipzig, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.

Bild:Leipzig, 2002, Hauptgebäude HASAG Werk I, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.
Leipzig, 2002, Hauptgebäude HASAG Werk I, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten entwickelte sich der mitteldeutsche Raum zu einem der wichtigsten Rüstungszentren des Deutschen Reiches. Zu den größeren Rüstungsbetrieben der Region zählten die Erla-Maschinenwerke, die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke und die HASAG. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hatte sich die HASAG zum drittgrößten Rüstungskonzern Deutschlands entwickelt. Der ehemalige Hersteller von Petroleumlampen begann sich ab 1933 auf die Produktion von Munition und Bodenwaffen zu spezialisieren. Er unterhielt mehrere Zweigwerke im Raum Sachsen und Thüringen. Ab Ende 1939 übernahm die HASAG auch im Generalgouvernement mehrere Werke. 1944 erhielt die Leipziger Firma vom Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion Albert Speer die Sondervollmacht »Hochlauf Panzerfaust«. Diese Waffe hatten im Vorfeld Wissenschaftler der HASAG entwickelt.
Das SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA) verlieh gegen Bezahlung Häftlinge aus Konzentrationslagern an Rüstungsunternehmen. So entstanden an vielen Produktionsstätten deutscher Rüstungsbetriebe Außenlager für die Unterbringung der Zwangsarbeiter. Für die Verwaltung dieser Lager waren die jeweiligen Konzentrationslager zuständig, aus denen die Häftlinge stammten. Die Rüstungsbetriebe waren dagegen für Unterkunft und Verpflegung der Häftlinge verantwortlich.
Im Jahre 1944 lebten mehr als 100.000 Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge in Außenlagern in und um Leipzig. Viele von ihnen starben aufgrund der schlechten Lebensbedingungen in den Lagern und der schweren und teilweise gesundheitsschädlichen Arbeit in den Betrieben. So mussten Zwangsarbeiter der HASAG ohne Schutzkleidung den hoch giftigen Sprengstoff für die Panzerfaust herstellen und in die Geschosse einfüllen.
Nicht mehr arbeitsfähige Frauen und Männer wurden in einem ständigen Austausch gegen neue Häftlinge in die Stammlager zurückgeschickt.
Bild:Weimar, 7. Januar 1945, Brief eines Jugendlichen an die Mutter aus dem KZ-Außenlager der HASAG Leipzig, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.
Weimar, 7. Januar 1945, Brief eines Jugendlichen an die Mutter aus dem KZ-Außenlager der HASAG Leipzig, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.

Bild:Leipzig, 2002, Hauptgebäude HASAG Werk I, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.
Leipzig, 2002, Hauptgebäude HASAG Werk I, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.
Die insgesamt weit über 100.000 in der Region Leipzig eingesetzten Zwangsarbeiter stammten aus ganz Europa.
Allein die HASAG hatte den Tod von mehr als 5.000 Zwangsarbeitern zu verantworten, die sie in ihren Produktionsstätten in Deutschland eingesetzt hatte.
Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges starben nach der Räumung der Außenkommandos durch die SS viele weitere Häftlinge auf Todesmärschen.
Am 18. April 1945 begingen Angehörige der SS, der Gestapo und des Volkssturms ein Massaker an etwa 300 Zwangsarbeitern, die bei den Erla-Maschinenwerken in Abtnaundorf bei Leipzig beschäftigt waren. Die Männer wurden in eine Baracke getrieben, die anschließend in Brand gesteckt wurde.
Bild:20. April 1945, Opfer des Massakers im KZ-Außenlager Abtnaundorf, National Archives Washington
20. April 1945, Opfer des Massakers im KZ-Außenlager Abtnaundorf, National Archives Washington

Bild:Leipzig, 2004, Jugendliche im Gespräch mit Zeitzeugen in der  Gedenkstätte, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V., Norma Neuheiser
Leipzig, 2004, Jugendliche im Gespräch mit Zeitzeugen in der Gedenkstätte, Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V., Norma Neuheiser
1946/47 wurden die größten Rüstungsbetriebe auf Befehl des internationalen Kontrollrats bis auf wenige Verwaltungsgebäude gesprengt und nicht wieder aufgebaut. Auf dem Gelände der HASAG steht heute das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Auf Initiative des Leipziger Stadtrates und mit Unterstützung der wissenschaftlichen Leitung des UFZ wurde am 12. Dezember 2001 auf dem historischen Gelände eine kleine Gedenkstätte zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter eingeweiht.
Im Mai 2003 wurde mit Fördermitteln der Europäischen Kommission im Beisein ehemaliger Zwangsarbeiter die Dauerausstellung »Verschleppt - ausgebeutet und dennoch Mut zum Überleben« eröffnet. Träger der Gedenkstätte ist der Förderverein »Dr. Margarete Blank« e.V.
Jährlich besuchen auf Einladung der Stadt Leipzig ehemalige Zwangsarbeiter die Gedenkstätte.
Bild:Leipzig, o.D., Die Gedenkstätte in der Außenansicht, Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Andrea Lorz
Leipzig, o.D., Die Gedenkstätte in der Außenansicht, Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig, Andrea Lorz

Name
Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig
Adresse
Permoserstraße 15
04318 Leipzig
Telefon
+49 (0)341 235 207 5
Fax
+49 (0)341 235 207 6
Web
http://zwangsarbeit-in-leipzig.de
E-Mail
gedenkstaette@zwangsarbeit-in-leipzig.de
Öffnungszeiten
Dienstags bis donnerstags 10.00 bis 18.00, oder nach Vereinbarung
Angebot
Betreuung von Schüler- und Studentenprojekten, Verleih der Wanderausstellung »Verschleppt - ausgebeutet und dennoch Mut zum Überleben«, thematische Führungen für Schüler und Jugendgruppen