• Gedenkstein für die Opfer der »Euthanasie«-Aktion in Schwäbisch Hall
Ein Gedenkstein erinnert an die ehemaligen Bewohner des Behindertenheimes Gottlob-Weißer-Haus in Schwäbisch Hall. Viele von ihnen wurden im Rahmen der nationalsozialistischen »Euthanasie«-Aktion getötet.
Bild:Schwäbisch Hall, um 1936, Gottlob-Weißer-Haus,  Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V., Emil Schwender
Schwäbisch Hall, um 1936, Gottlob-Weißer-Haus, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V., Emil Schwender

Bild:Schwäbisch Hall, o.D., Gedenkstein vor dem Gottlob-Weißer-Haus, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V.
Schwäbisch Hall, o.D., Gedenkstein vor dem Gottlob-Weißer-Haus, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V.
In der 1886 gegründeten Diakonissenanstalt Schwäbisch Hall begann im Jahr 1900 die Arbeit der Behindertenhilfe mit der Betreuung geistig behinderter Frauen. Im Juli 1912 erfolgte auf dem Anstaltsgelände die Einweihung eines sogenannten Schwachsinnigenheimes. Benannt wurde es nach dem Begründer der Behindertenarbeit in Schwäbisch Hall Gottlob Weißer. Ab dieser Zeit begann in der Anstalt auch die Betreuung von Kindern mit geistiger Behinderung. 1929 lebten hier etwa 650 Patienten obwohl es nur Heimplätze für 410 Personen gab. Für die Betreuung der Patienten waren über 450 aktive Diakonissen eingestellt worden. Im Oktober 1939 erreichten die Anstalt die Meldebögen des Reichsinnenministeriums zur »planwirtschaftlichen Erfassung der Heil- und Pflegeanstalten«. Am 14. November 1940 wurde das Behindertenheim Gottlob-Weißer-Haus durch die NSDAP-Kreisleitung und die »Volksdeutsche Mittelstelle« beschlagnahmt. Innerhalb einer Woche sollte es geräumt werden. Zu diesem Zeitpunkt lebten etwa 550 Frauen und Kinder in dem Heim. Im Rahmen der »Euthanasie«-Aktion »T4« wurden etwa 270 Personen in andere Einrichtungen verlegt. Alle Kinder wurden in die Heil- und Pflegeanstalt im nahe gelegenen Weinsberg überstellt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Weinsberg kamen sie in die »Euthanasie«-Anstalten Grafeneck und Hadamar. An diesen beiden Orten wurden 1940/41 körperlich und geistig behinderte Menschen im Rahmen der »T4«-Aktion in einer als Duschraum getarnten Kammer mit Gas erstickt. 265 geistig und psychisch behinderte Frauen aus der Diakonissenanstalt Schwäbisch Hall konnten im Diakonischen Werk und auf den Höfen Wilhelmsglück, Veinau und Rollhof Zuflucht finden und überlebten dort. Das Gottlob-Weißer-Haus nutzte die NSDAP nach der Räumung als Unterkunft für Umsiedler aus dem Baltikum. Ab 1942 befand sich hier eine Lehrerbildungsanstalt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges richteten amerikanische Truppen in dem ehemaligen Behindertenheim ein Lazarett ein.
Bild:Schwäbisch Hall, um 1936, Gottlob-Weißer-Haus,  Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V., Emil Schwender
Schwäbisch Hall, um 1936, Gottlob-Weißer-Haus, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V., Emil Schwender

Bild:Schwäbisch Hall, o.D., Gedenkstein vor dem Gottlob-Weißer-Haus, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V.
Schwäbisch Hall, o.D., Gedenkstein vor dem Gottlob-Weißer-Haus, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V.
Etwa 170 Heimbewohner, Frauen und alle Kinder aus dem Gottlob-Weißer-Haus wurden in den »Euthanasie«-Anstalten Grafeneck und Hadamar durch Gas erstickt.
Bild:Schwäbisch Hall, 1940, Kinder des Gottlob-Weißer-Hauses und ihre Betreuerinnen kurz vor ihrer Verlegung nach Weinsberg, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall
Schwäbisch Hall, 1940, Kinder des Gottlob-Weißer-Hauses und ihre Betreuerinnen kurz vor ihrer Verlegung nach Weinsberg, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall

Bild:Schwäbisch Hall, 2007, Gottlob-Weißer-Haus, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V.
Schwäbisch Hall, 2007, Gottlob-Weißer-Haus, Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V.
Im November 1968 richtete die Stadt Schwäbisch Hall im ehemaligen Gottlob-Weißer-Haus den »Sonnenhof« als Heim für geistig- und körperbehinderte Menschen ein. Seit 1978 nennt sich der gesamte Pflege-Komplex Evangelisches Diakoniewerk Schwäbisch Hall e.V. Im Gottlob-Weißer-Haus befindet sich heute ein Wohn- und Pflegestift für alte Leute. An die Opfer der »Euthanasie«-Aktion erinnert ein Gedenkstein vor dem Gottlob-Weißer-Haus. Außerdem wird in mehreren Publikationen zur Geschichte der Diakonissenanstalt versucht, dieses Kapitel aufzuarbeiten.
Name
Gedenkstein für die Opfer der »Euthanasie«-Aktion in Schwäbisch Hall
Adresse
Diakoniestraße 14
74523 Schwäbisch Hall
Telefon
+49 (0)753 209 3
Fax
+49 (0)753 497 2
Web
http://www.diaksha.de
E-Mail
info@diaksha.de
Öffnungszeiten
Jederzeit zugänglich
Angebot
Archiv mit Unterlagen über die Opfer, Publikationen zum Thema »Euthanasie«