Denkmal für die ermordeten Juden des Ghettos Brest

Памятник погибшим евреям на месте Брестского гетто / Помнік загінуўшым яўрэям на месцы Брэсцкага гета


Seit 1992 erinnert ein Denkmal an die etwa 20.000 ermordeten Juden von Brest (deutsch auch: Brest-Litowsk, polnisch: Brześć nad Bugiem). Der Gedenkstein wurde auf Initiative der örtlichen jüdischen Gemeinde errichtet.

Geschichte

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten im damals polnischen Brest am Ufer des Westlichen Bug über 20.000 Juden – ungefähr vierzig Prozent der Gesamtbevölkerung. Am 22. September 1939 marschierte die Rote Armee in die Stadt ein, die deutsche Wehrmacht besetzte Brest am 23. Juni 1941.
Zwischen dem 7. und 13. Juli 1941 fand dort die erste große Mordaktion bereits während der ersten Kriegswochen in Ostpolen (heute: Weißrussland) statt: Das Polizeibataillon 307 nahm 4.000 jüdische Männer fest und brachte sie zu vorbereiteten Gruben. Dort erschossen die deutschen Polizisten die Juden.
Bis Mitte Dezember 1941 errichtete die SS zwei Ghettos, in denen viele Juden an Hunger und Seuchen starben. Die meisten Ghettobewohner wurden zur Zwangsarbeit eingesetzt.
Am 15. Oktober 1942 begann die »Auflösung« der Ghettos: Gendarmerie, die Polizeikompanie Nürnberg, die Schutzpolizeidienstabteilung »Brest-Litowsk« und das Polizeibataillon 310 sowie Angehörige der polnischen Schutzmannschaft ermordeten bis zu 19.000 Juden aus Brest und Umgebung, die im Ghetto interniert waren. Viele wurden bereits vor Ort getötet. Etwa 15.000 Menschen transportierten die Polizisten in Güter- und Viehwaggons zur Vernichtungsstätte Bronnaja Gora, das etwa 110 Kilometer von Brest entfernt liegt. In bereits ausgehobenen Gruben erschossen die Männer der Polizeieinheiten alle Juden aus Brest.

Opfergruppen

Die jüdische Gemeinde von Brest zählte vor dem Krieg über 20.000 Mitglieder. Vermutlich fielen alle Juden von Brest den Mordaktionen der deutschen Polizeikompanien und den unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto zum Opfer. Einige Quellen gehen von über 25.000 Opfern aus.

Erfahre mehr über Belarus

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 und dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpolen kam der Nordosten des Landes zu Belarus als Teil der Sowjetunion. Im Sommer 1941 wurde dann ganz Belarus von deutschen Truppen erobert. Während der folgenden drei Jahre kam jeder vierte oder gar jeder dritte Einwohner gewaltsam ums Leben. Fast alle Städte des Landes wurden völlig zerstört. Wehrmacht oder SS brannten etwa 620 Dörfer, darunter Chatyn, systematisch samt ihren Einwohnern nieder. Malyj Trostenez, nahe der belarussichen Hauptstadt Minsk, war die größte Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der besetzten Sowjetunion. Heute nimmt man an, dass mindestens 60.000 deutsche und einheimische Juden dort ermordet wurden. Für Minsk wird die Zahl der getöteten Juden auf bis zu 85.000 geschätzt, für das gesamte Gebiet auf 230.000. Belarus bildete von 1941 an mit über tausend aktiven Gruppen ein Hauptgebiet des sowjetischen Partisanenkampfes gegen die deutschen Besatzer. Ab Ende 1943 wurde das Land von der Roten Armee zurückerobert und galt im Sommer 1944 als vollständig von der deutschen Besatzung befreit. Das Land war weitestgehend verwüstet, das gesellschaftliche Gefüge erschüttert und die Menschen traumatisiert. Belarus gehörte ab 1944 wieder zur Sowjetunion. Ein großer Teil der 1939 einverleibten polnischen Gebiete blieben Teil des Landes. In der staatlichen Erinnerungs- und Denkmalkultur des Landes dominierten nach Kriegsende der Tag der Befreiung des Landes am 3. Juli 1944 und der Tag des Sieges am 9. Mai 1945 als Ende eines »heldenhaften« Kampfes im Großen Vaterländischen Krieg. Von zentraler Bedeutung war stets auch die Erinnerung an den Partisanenkrieg. Im sowjetischen Staatsverband verzichtete man auf eine eigenständige Nennung des Massenmords an den Juden. Daher stellt ein Obelisk in der Erschießungsgrube am ehemaligen Minsker Ghetto, der »Jama«, eine Besonderheit auf dem Gebiet der damaligen Sowjetunion dar. Er wurde bereits 1946 errichtet und blieb für Jahrzehnte das einzige Denkmal mit einer jiddischen Aufschrift und direkter Nennung der ermordeten Juden. Ungewöhnlich ist auch die Erinnerungsstätte in Chatyn, wo im März 1943 153 Menschen bei lebendigem Leib verbrannt worden waren. 1969 entstanden, zeichnet sie sich durch Schlichtheit aus und verzichtet auf die sonst übliche Monumentalität, es stehen die menschliche Dimension des Grauens und das Leid der Opfer im Vordergrund. Mit der Schaffung eines unabhängigen belarussischen Staates 1991 begann die Suche nach einer eigenen nationalen Identität. Hierbei spielen die Opferzahlen – insbesondere während des Zweiten Weltkrieges – eine entscheidende Rolle. Bewusst wird allerdings eine Unterscheidung zwischen dem Gebietstand vor und nach 1939 vermieden. Die Verbrechen der Stalinzeit, aber auch der Holocaust rückten ebenso in das Blickfeld, wurden aber aufgrund der vorhandenen Regierungsform nicht weitergehend öffentlich gemacht. Das staatliche Gedenken, das seinen Ausdruck auch im 2014 eröffneten, monumentalen Neubau des Museums der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges findet, bleibt vom Kampf in den Jahren 1941 bis 1944 geprägt. Zugleich hat jedoch der Verband der jüdischen Gemeinden in Belarus inzwischen eine Reihe von Denkmälern für die Opfer des Massenmordes errichten lassen. Seit Anfang der 1990er Jahre haben mehrere deutsche Städte Stelen im Gedenken an die dorthin deportierten und getöteten Juden in Minsk errichtet; das Berliner Erinnerungszeichen wurde – vom Land Berlin und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas finanziert – am 25. Juni 2009 feierlich eingeweiht. Auch eine würdige Gestaltung des Areals von Malyj Trostenez geht voran: seit 2015 erinnert eine Gedenkanlage an die Opfer. Ein zweiter Bauabschnitt wurde 2018 im Beisein der Staatspräsidenten Deutschlands, Österreichs und von Belarus eröffnet. An der Realisierung beteiligte sich auch die Bundesrepublik finanziell, wie auch an der Renovierung der Geschichtswerkstatt, die sich in einem historischen Gebäude auf dem Gebiet des ehemaligen Minsker Ghettos um die Dokumentation von Opferschicksalen kümmert.

Erinnerung

Das Denkmal wurde auf Initiative der jüdischen Gemeinde Brest am 50. Jahrestag der Räumung des Ghettos 1992 errichtet. Der Gedenkstein befindet sich auf dem ehemaligen Ghettogelände.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

+375 (80) 296 361 750

ul. Kujbyschewa 81
224016 Brest