Synagoge Neutra

Synagóga Nitra


An der Wand einer ehemaligen Synagoge in Neutra (slowakisch: Nitra) erinnert eine Gedenktafel an die aus der Stadt deportierten Juden. Im Gebäude gibt es eine Ausstellung über die Geschichte der Juden der Stadt.

Geschichte

Neutra gehörte bis 1918 innerhalb Österreich-Ungarns zur ungarischen Krone, danach zur Tschechoslowakei. In der Stadt wurde Ungarisch, Slowakisch und Deutsch gesprochen. Neutras jüdische Gemeinde war eine der ältesten und mit 4.400 Mitgliedern eine der bedeutendsten in der Region.
Nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei und der Machtübernahme durch slowakische Nationalisten im Oktober 1938 verschlechterte sich die Situation der Juden in der Slowakei zusehends. Nachdem die Slowakei kurz nach Ausrufung ihrer Unabhängigkeit Teile ihres Staatsgebiets an Ungarn abtreten musste, machten Nationalisten die Juden für diese Verluste verantwortlich. Im November wurden alle Juden, die nicht die slowakische Staatsbürgerschaft besaßen, nach Ungarn abgeschoben. In Neutra betraf diese Maßnahme etwa 200 Menschen.
Juden wurden vom slowakischen Staat zunehmend verfolgt, sie wurden enteignet und mussten Zwangsarbeit leisten. Im Herbst 1941 erzielte die slowakische Führung eine Übereinkunft mit deutschen Behörden über die Deportation der im Land lebenden Juden. Aus Neutra wurden im Frühjahr 1942 mehr als 3.500 Juden in Ghettos und Konzentrationslager im besetzten Polen verschleppt, Ziele waren vor allem die Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek. 1944 lebten noch etwa 1.500 »arbeitsfähige« Juden in der Stadt. Nach der Niederschlagung des Slowakischen Nationalaufstands wurden die meisten von ihnen verhaftet, deportiert und in Auschwitz-Birkenau ermordet.

Opfergruppen

Während der ersten Kriegsjahre nahm die Anzahl der in Neutra lebenden Juden durch die Ankunft von Flüchtlingen zu. Etwa 6.000 Juden wurden aus der Stadt und ihrer Umgebung ins deutsch besetzte Polen deportiert, wo die SS die meisten von ihnen ermordete.

Erfahre mehr über Slowakei

Nach dem Ende der Habsburger Monarchie 1918 schlossen sich Slowaken und die tschechischen Länder Böhmen, Mähren sowie Tschechisch-Schlesien zur Tschechoslowakei zusammen. Bis zum Frühjahr 1939 wurde diese Republik in mehreren Schritten durch das benachbarte nationalsozialistische Deutschland zerschlagen. Im Herbst 1938 erhielt die Slowakei einen Autonomiestatus mit einer eigenen Regierung, fast zugleich verlor sie Grenzgebiete an Ungarn. Im März 1939 erklärte sie ihre Unabhängigkeit und wurde zu einem Satellitenstaat des Deutschen Reiches unter Führung der nationalistischen Hlinka-Partei und dem Präsidenten Jozef Tiso (1887–1947), einem katholischen Priester. Ihr militärischer Arm nahm polizeiliche Aufgaben wahr und ging gegen Juden, Tschechen, die politische Linke und andere Gegner vor. Das Regime schuf ein Zwangsarbeitssystem, das auch viele Roma erfasste. Als erste verbündete Regierung stimmte Preßburg (Bratislava) im Herbst 1941 dem deutschen Plan zur Deportation von Juden nach Osteuropa zu. Allein 1942 wurden 60.000 aus der Slowakei in deutsche Vernichtungslager verschleppt. Insgesamt fanden etwa 75.000 slowakische Juden während des Holocaust den Tod. Der bevorstehende Einmarsch der Roten Armee führte im Spätsommer 1944 zum Nationalaufstand gegen das Regime der Hlinka-Partei. Die Erhebung schlugen deutsche Armee- und SS-Einheiten nieder; sie forderte etwa 20.000 Tote. Nach dem Krieg wurde die Slowakei erneut Teil der ab 1948 kommunistischen Tschechoslowakei. Die Erinnerung an den Nationalaufstand stand im Zentrum des kollektiven Gedächtnisses. Er wurde als Widerstand dargestellt, der die sozialistische Gesellschaft ermöglicht hatte. In Neusohl (Banská Bystrica), dem Zentrum des Nationalaufstands, entstand ab 1947 ein Erinnerungsort, der mehrfach erweitert wurde. Die Verantwortung für die Kollaboration mit Deutschland wurde ausschließlich den Anhängern der Hlinka-Partei zugeschrieben. 1993 trennten sich der tschechische und der slowakische Teil des Landes. Eine eigene staatliche Tradition jenseits der Existenz in den Jahren 1939 bis 1945 hatte die Slowakei nicht. Die heutige Gedenkkultur spiegelt dies wider: Neben den Sozialisten berufen sich nun auch die bürgerlichen Kräfte auf den Slowakischen Nationalaufstand. Sie verknüpfen mit ihm die – nach 1948 bitter enttäuschte – Hoffnung auf eine demokratische und an westlichen Werten orientierte Ordnung. Die nationalslowakischen Kräfte setzen sich von beiden Richtungen ab: Sie identifizieren sich mit der staatlichen Unabhängigkeit 1939–1945, verstehen den Aufstand, der die Besetzung des Landes zur Folge hatte, als Verrat und verehren Tiso. In diesem Lager gibt es kaum Bereitschaft, der deportierten Juden zu gedenken. Zuweilen sieht man die slowakische Kollaboration als Ergebnis deutschen Zwangs, dem man nachgeben musste, wollte man den slowakischen Staat nicht gefährden. Gegen diese Tendenzen arbeiten liberal eingestellte Wissenschaftler an. Sie verweisen auf die slowakische Beteiligung an den Verschleppungen und auf die Verfolgung der Roma. Seit den 1990er Jahren wurden an einzelnen Orten kleinere Gedenktafeln für die verfolgten und ermordeten Juden angebracht. Teilweise handelt es sich allerdings um Orte in den ab 1938 ungarisch besetzten Gebieten, aus denen nach dem Einmarsch der Wehrmacht im März 1944 deutsche SS-Einheiten Juden deportiert hatten. Der wichtigste Ort der Erinnerung an die aus der Slowakei deportierten Juden ist das Holocaustmuseum auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeitslagers Sered, das 2016 eröffnet wurde.

Erinnerung

Seit 1992 erinnert eine Gedenktafel an der Wand des einzig noch stehenden Synagogengebäudes der Stadt an die 6.000 Juden, die aus Neutra und Umgebung deportiert wurden.
Die Synagoge wurde 1911 als Gotteshaus der neologischen Gemeinde eröffnet. Nach dem Krieg war das Gebäude lange Zeit vernachlässigt, 2003 nach langer Renovierung schließlich als Ort für kulturelle Veranstaltungen wieder eröffnet. An der ehemaligen Frauengalerie der Synagoge informiert eine Ausstellung über die Geschichte der Juden in Neutra.

Angebote

Das Synagogengebäude dient seit 2003 als Ausstellungs- und Konzerthalle. Auf der Frauengalerie befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte der Juden in Neutra.

Öffnungszeiten

Dienstag: 13.00 bis 18.00, Mittwoch und Donnerstag: von 9.00 bis 12.00 und von 13.00 bis 18.00, Samstag und Sonntag: von 13.00 bis 18.00.

Kontakt

http://www.nitra.sk

kultura@msunitra.sk

+42 37 65 02 177

Pri synagóge 3
94901 Nitra