Im bosnischen Mittelgebirge Kozara erinnert seit 1972 auf einem Gipfel das monumentale Kozaradenkmal des Bildhauers Dušan Džamonja an die Schlacht vom Juli 1942 zwischen jugoslawischen Partisanen und der kroatischen Armee, Ustascha-Milizen sowie der deutschen Wehrmacht.
Geschichte
Nach dem Angriff deutscher Truppen und ihrer Verbündeten auf Jugoslawien im Frühjahr 1941 wurde das Land zerschlagen. Auf dem Gebiet der heutigen Staaten Kroatien und Bosnien-Herzegowina rief die faschistische kroatische Ustascha-Bewegung den Unabhängigen Staat Kroatien (USK, kroatisch: Nezavisna Država Hrvatska, NDH) aus. Bald formierten sich überall im ehemaligen Jugoslawien Partisanengruppen, die Widerstand gegen die Besatzung und im USK Widerstand gegen das Regime der Ustascha leisteten. Als Reaktion auf Widerstandsaktionen bekämpften die deutsche Wehrmacht und ihre Verbündeten die Partisanen erbittert, gingen aber auch brutal gegen Zivilisten vor. Im Frühjahr 1942 bildeten Deutschland, Kroatien und Ungarn die »Kampfgruppe Westbosnien«, um in diesen Gebieten gegen Partisanen vorzugehen. Ende Juni begann der Angriff auf die Partisanen im Kozaragebirge. Die deutschen und kroatischen Soldaten töteten während der Schlacht gezielt unzählige Männer, Frauen und Kinder, die in der Region lebten. Nur die Minderheit der getöteten Männer waren bewaffnete Partisanen. Im August 1942 befanden sich 50.000 Männer, Frauen und Kinder, hauptsächlich Serben, aus der Kozararegion in Gefangenschaft der Deutschen und Kroaten. Viele von ihnen wurden von der Ustascha in das Lager Jasenovac gebracht und dort ermordet.
Opfergruppen
Während der Schlacht im Kozaragebirge wurden etwa 1.700 Partisanen getötet. Wie viele Zivilisten von Angehörigen der »Kampfgruppe Westbosnien« im Kozaragebirge gezielt getötet wurden ist unklar.
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Bosnien und Herzegowina
In nur wenigen Gebieten Europas sind die Narben des 20. Jahrhunderts so deutlich sichtbar wie im südosteuropäischen Bosnien-Herzegowina. Nach dem Ersten Weltkrieg war das Land Bestandteil des Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen, das 1929 von König Alexander I. (1888–1934) in eine – meist von serbischen Offizieren gestützte – Diktatur umgewandelt wurde und den Namen Jugoslawien erhielt. Im April 1941 wurde der jugoslawische Staat von deutschen Truppen und ihren italienischen, ungarischen und bulgarischen Verbündeten besetzt und in einzelne annektierte, besetzte und scheinsouveräne Gebiete zerschlagen.
Bosnien-Herzegowina gehörte von 1941 bis 1944 zum »Unabhängigen Staat Kroatien«, einem vom Deutschen Reich abhängigen Staat unter dem Terrorregime der Ustascha mit ihrem »Poglavnik« (Führer) Ante Pavelić (1889–1959). Die Ustascha war eine nationalistische Aufstandsbewegung, die den von Serben dominierten jugoslawischen Staat seit 1929 vom Ausland aus bekämpft hatte. Ihre Vernichtungspolitik richtete sich nach 1941 insbesondere gegen die große serbische Minderheit in Kroatien, die vertrieben, interniert und ermordet wurde, und gegen Juden, Roma sowie religiöse und weltanschauliche Systemgegner. Es wird geschätzt, dass fast 12.000 der etwa 14.000 bosnischen Juden einen gewaltsamen Tod fanden. Hinzu kamen heftige Auseinandersetzungen der Ustascha mit verschiedenen Widerstandsbewegungen, die jedoch auch gegeneinander kämpften – mit hohen Opferzahlen auf allen Seiten. Diese ethnischen Konflikte durften nach Kriegsende 1944/45 und während der kommunistischen Diktatur unter dem früheren Partisanenführer Marschall Josip Broz Tito (1892–1980) nicht öffentlich benannt werden. Nach dem Zerfall Jugoslawiens 1991/92 waren sie allerdings auch Ursache für die bis dahin schlimmsten kriegerischen Auseinandersetzungen in Europa seit 1945. Der heutige föderale Staat Bosnien-Herzegowina gliedert sich in zwei Teile: die kurz vor dem Bosnienkrieg (1992–1995) errichtete Republik Srpska und die Bosnisch-Kroatische Föderation. Im Juli 1995 ermordeten Angehörige der Armee der Republik Srpska, der Polizei und serbischer Kampfgruppen an mehreren Tagen in der Gegend von Srebrenica bis zu 8.000 vor allem bosnische Männer und Jungen.
Die Gedenkkultur Bosnien-Herzegowinas war während der Tito-Ära und bis zum Zerfall Jugoslawiens von einer Vielzahl errichteter Widerstandsdenkmäler, Gedenkparks und museal genutzter Synagogen geprägt. Die wichtigsten sind die Synagoge »Il Kal Grandi« in Sarajewo, die Gedenkstätte von Donja Gradina in der Republik Srpska, wo ein Außenlager des größten kroatischen Konzentrationslagers Jasenovac bestand, und der 1981 als zentrale Gedenkstätte Sarajewos für die »Opfer des Zweiten Weltkriegs und die zu Tode gekommenen Partisanen« errichtete Gedenkpark von Vraca. Alle Einrichtungen wurden insbesondere während des Bosnienkrieges beschädigt, zerstört oder geplündert bzw. zeitweise geschlossen und erstanden erst langsam wieder. Die Ereignisse dieses Krieges überschatten das Gedenken an die Opfer während der Jahre 1941 bis 1944/45.
Erinnerung
Ein großer Teil des Kozaragebirges ist heute ein Nationalpark. Die Kozaraschlacht zwischen Partisanen und den deutschen und kroatischen Armeen wurde nach dem Zweiten Weltkrieg im Jugoslawien Titos zum Symbol des Widerstandes. So wurde beispielsweise 1962 ein monumentaler Spielfilm mit dem Namen »Kozara« über die Schlacht gedreht. Auf dem Gipfel der Hochebene Mrakovica wurde 1972 ein Denkmal des Bildhauers Dušan Džamonja zum Gedenken der Opfer der Schlacht errichtet. Das Kozaradenkmal ist eines von vielen Partisanendenkmälern, die hauptsächlich in den 1970er Jahren auf dem Gebiet des damaligen Jugoslawiens errichtet wurden und als monumentale Vertreter der modernen sozialistischen Betonarchitektur gelten.