Holocaustdenkmal auf dem jüdischen Friedhof

Monumentul Victimelor Holocaustului


In der rumänischen Stadt Radautz (rumänisch: Rădăuţi, ungarisch: Radóc), gelegen in der südlichen Bukowina im Nordosten Rumäniens, erinnert auf dem jüdischen Friedhof ein Denkmal an die Juden aus Radautz, die im Oktober 1941 in Ghettos und Arbeitslager in Transnistrien deportiert wurden.

Geschichte

Radautz liegt im Süden der historischen Region Bukowina, einem Gebiet, das nach dem Ersten Weltkrieg von Österreich-Ungarn an Rumänien fiel. Juden lebten seit Ende des 18. Jahrhunderts in Radautz. 1930 lebten in der Stadt etwa 5.600 Juden, sie stellten etwas mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung von Radautz. Im Sommer 1941 verbündete sich Rumänien mit dem Deutschen Reich und nahm am Angriffskrieg gegen die Sowjetunion teil. Schon zuvor gab es in Radautz so wie in anderen Orten in der Bukowina antisemitische Übergriffe. Im Herbst 1941 befahl der rumänische Diktator Ion Antonescu, alle Juden aus der Bukowina nach Transnistrien zu deportieren. Dieses Gebiet östlich des Flusses Dnjestr im südlichen Teil der Ukraine war seit 1941 rumänisch besetzt; die SS-Einsatzgruppe D hatte bereits im Sommer 1941 den größten Teil der dort lebenden 130.000 Juden erschossen. Vom 12. bis 14. Oktober 1941 verschleppten rumänische Behörden mindestens 8.000 Juden aus Radautz und Umgebung in Zwangsarbeitslager und Ghettos in Transnistrien. Ab 1944, als sich die Rote Armee dem Gebiet näherte, konnten die nach Transnistrien deportierten Juden in ihre Heimat zurückkehren. Ein großer Teil der Juden von Radautz siedelte sich wieder in der Stadt an.

Opfergruppen

Mindestens 8.000 Juden aus Radautz und Umgebung wurden 1941 nach Transnistrien deportiert. Sie mussten Zwangsarbeit leisten und unter katastrophalen Bedingungen leben. Wie viele Juden aus Radautz in Transnistrien umkamen ist nicht bekannt.

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Das Königreich Rumänien fand in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zu keiner politischen Stabilität und sah sich von Gebietsansprüchen der Nachbarn bedroht. Das Land suchte die Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland. In den Grenzfragen unterstützte die Berliner Führung jedoch Ungarn, Bulgarien und den zwischenzeitlichen Verbündeten Sowjetunion. Im Laufe des Jahres 1940 musste Rumänien dem Verlust großer Teile seines Territoriums zustimmen. Dies führte zur innenpolitischen Radikalisierung. König Karl (1893–1953) übertrug General Ion Antonescu (1882–1946) unbeschränkte Befugnisse, musste dann jedoch zugunsten seines Sohnes Michael (1921–2017) abdanken. Die rechtsradikale »Garda de Fier« (Eiserne Garde), mit der Antonescu verbündet war, begann sofort mit der Verfolgung der Juden. 1941 beteiligte sich Rumänien am deutschen Angriff auf die Sowjetunion. Unter rumänischer Regie wurden bis zu 155.000 Juden und 25.000 Roma aus der Bukowina und Bessarabien in besetzte ukrainische Gebiete (»Transnistrien«) deportiert. Zehntausende überlebten Massenmorde, Lagerhaft und Zwangsarbeit, Hunger und Krankheiten nicht. Die Juden in Nordsiebenbürgen (seit 1940: Ungarn) litten derweil unter den dortigen antisemitischen Verordnungen. Allerdings blieben sie mehrheitlich von gewalttätiger Verfolgung verschont, bis im Frühjahr 1944 die Wehrmacht dort einmarschierte und die SS in Zusammenarbeit mit ungarischen Behörden mit Deportationen nach Auschwitz begann. Die Gesamtzahl der ermordeten rumänischen Juden bezieht sich also auf verschiedene Gebiete: 50.000 Juden aus Bessarabien und der Bukowina sowie etwa 20.000 Juden aus dem Innern Rumäniens wurden ermordet, etwa 120.000 siebenbürgische Juden Opfer der ungarisch-deutschen Besatzung. Im August 1944 führte die Offensive der Roten Armee zu einem Bündniswechsel Rumäniens. Michael I. entmachtete Antonescu. Das Land fiel unter sowjetischen Einfluss. 1946 wurde der Diktator hingerichtet, 1947 dankte der König ab. In der ersten Zeit nach 1945 gedachte man zunächst der Befreiung durch die Rote Armee. In Bukarest entstand ein Denkmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten. Die Zeit als deutscher Bündnispartner blieb in der Erinnerung ausgespart. Unter Nicolae Ceaușescu (1918–1989), der das Land mit seinem Geheimdienst ab 1965 regierte, wurde die »Befreiung vom faschistischen Joch« als Verdienst rumänischer Helden dargestellt. Mit dem Ende seines Regimes 1989 erschienen vielen Rumänen entgegengesetzte Sichtweisen attraktiv: Der Angriff auf die Sowjetunion 1941 wurde nun häufiger als Kampf gegen den Bolschewismus gesehen. Das Ansehen Antonescus stieg. Für einen Teil der Rumänen erhielt wiederum der im Exil lebende König größere Bedeutung und wurde zum Symbol der Demokratie, da er den Diktator gestürzt hatte und später von den Kommunisten vertrieben wurde. Für die Erinnerung an den Holocaust blieb in der Nachkriegszeit kein Platz. Die meisten Überlebenden hatten das Land bereits in den 1950er Jahren verlassen. Das Gedenken war Sache der jüdischen Gemeinden: Sie errichteten 1977 ein kleines Forschungszentrum und 1978 ein kleines Museum in Bukarest sowie einige Denkmäler. Im Jahr 2004 nahm eine Kommission zur Erforschung des Holocaust und der rumänischen Verbrechen ihre Arbeit auf, die vom rumänischstämmigen Überlebenden und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel (1928–2016) geleitet wurde. Ein Nationales Institut setzt die Forschungen seit 2005 fort. 2009 wurde ein zentrales Holocaustdenkmal in Bukarest eingeweiht, dass auch an rumänische Roma erinnernt, die nach Transnistrien deportiert wurden. Sonst gibt es allerdings wenig Erinnerung an die etwa 12.500 Opfer dieser Gruppe.

Erinnerung

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs lebte zunächst wieder eine größere jüdische Gemeinde in Radautz. 1947 gab es etwa 6.000 Juden in der Stadt, unter ihnen auch viele Flüchtlinge aus anderen Orten sowie aus der Nordbukowina, die nach dem Krieg zur Sowjetunion gehörte. In den folgenden Jahren wanderten viele Juden nach Israel aus. 1962 hatte die jüdische Gemeinde von Radautz noch etwa 800 Mitglieder, im Jahr 2002 waren es nur noch etwa 62.
Auf dem jüdischen Friedhof der Stadt erinnert ein Denkmal an die Opfer des Holocaust. Auf dem Grabstein verweist eine Inschrift darauf, dass an der Stelle Seife beerdigt wurde, die »in den deutschen Lagern aus dem Fett der Märtyrer« hergestellt worden sei. Bereits während des Holocaust kursierte unter den Verfolgten das Gerücht, die Deutschen würden aus den Leichen ermordeter Juden massenhaft Seife herstellen. Sie deuteten die Prägung »R.I.F.« (Reichsstelle für Industrielle Fettversorgung) auf den Seifenstücken als Abkürzung für »Reines Jüdisches Fett« oder »Reines Juden-Fett«. Auch nach dem Krieg hielt sich dieser Glaube und wurde von der Sowjetunion propagandistisch ausgeschlachtet, obwohl ein Beweis für die industrielle Seifenproduktion aus Leichen nie erbracht werden konnte. Doch aufgrund dieser Annahme beerdigten Überlebende an vielen Orten, so auch in Radautz, Seifenstücke und versahen die Grabstätten mit dem Hinweis auf die Seife der »R.I.F.«.

Kontakt

Strada Ștefan cel Mare
725400 Rădăuţi