Zwei Denkmäler erinnern in der Berliner Rosenstraße an die einmalige Protestaktion vom März 1943, die sich gegen die Deportation Berliner Juden richtete.
Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) plante 1943 eine letzte große Verhaftungswelle unter den Berliner Juden, um Adolf Hitler die Stadt bald als »judenrein« melden zu können. Die zu dieser Zeit noch in der Stadt verbliebenen Juden waren bis dahin deshalb nicht deportiert worden, weil sie in als »kriegswichtig« eingestuften Betrieben Zwangsarbeit leisteten, in »Mischehen« lebten oder nach den Rassegesetzen als »Halbjuden« galten. Am 27. Februar 1943, einem Samstag, begann die »Fabrikaktion«. Über 11.000 Juden verhafteten Gestapo und SS an diesem und an den folgenden Tagen. Bis zur endgültigen Deportation wurden die Gefangenen in behelfsmäßigen Sammellagern interniert. Etwa 1.500 bis 2.500 jüdische Männer, die in »Mischehen« lebten oder »Mischlinge« waren, brachte die Gestapo in einem Gebäude der ehemaligen Sozialverwaltung der jüdischen Gemeinde in der Rosenstraße unter. Beispiellos in der Geschichte des »Dritten Reiches«, bekamen die Gefangenen Unterstützung in Form einer Protestaktion. Vor dem Verwaltungsgebäude versammelten sich im Laufe der Woche immer mehr nichtjüdische Ehefrauen, Familienangehörige und Freunde. Lautstark forderten sie die Freilassung der Männer. Drohungen seitens der Gestapo und SS blieben erfolglos. Die Protestierenden in der Rosenstraße ließen sich nicht einschüchtern und fanden sich nach ihrer Vertreibung durch die Polizei immer wieder vor dem Gebäude ein. Nach mehreren Tagen begann die Gestapo schließlich damit, einige hundert Gefangene nach einer genauen Überprüfung freizulassen.
Die Freigelassenen wurden vor allem für gefährliche und körperlich anstrengende Zwangsarbeiten eingesetzt. So musste etwa der jüdische Pressefotograf Abraham Pisarek in einem sogenannten Himmelfahrtskommando Möbel aus Häusern räumen, in denen Blindgänger lagen.
Der größere Teil der verhafteten jüdischen Männer und Jugendlichen entging trotz der Proteste nicht dem Schicksal der Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager im Osten. Mehr als 8.500 jüdische Männer wurden in Folge der »Fabrikaktion« deportiert.
Erfahre mehr über Deutschland
Bis Ende der 1980er Jahre war der Frauenprotest in der Rosenstraße kaum in der Öffentlichkeit bekannt. Erst in einem 1989 in der »Zeit« erschienenen Artikel berichtete Nathan Stolzfuss genauer über die Ereignisse von 1943. Eine daraufhin gegründete Projektgruppe initiierte ein Denkmal in Form einer Litfaßsäule in der Rosenstraße. Sie steht genau an der Stelle, an der 1943 ebenfalls eine Litfaßsäule stand. Sie taucht in den Erinnerungen der Zeitzeugin Ruth Gross-Pisarek auf. Als Zehnjährige versteckte sie sich hinter der Säule, als sie versuchte Blickkontakt mit ihrem Vater hinter einem der Fenster aufzunehmen. Der Pressefotograf Abraham Pisarek gehörte zu jenen Gefangenen in der Rosenstraße, die kurze Zeit später aufgrund des Protestes freigelassen wurden. Von ihm stammt eine Aufnahme der historischen Litfaßsäule und des als Gefängnis dienenden jüdischen Verwaltungsgebäudes. Die heutigen Litfaßsäulen – inzwischen wurde wenige Meter entfernt eine weitere, identische Litfaßsäule aufgestellt - informieren genauer über die Ereignisse vom Februar und März 1943.
1995 ermöglichte der Berliner Senat die Aufstellung des Denkmalensembles »Block der Frauen« der Künstlerin Ingeborg Hunzinger. Diese hatte das Denkmal bereits in den 1980er Jahren entworfen, zu DDR-Zeit konnte es jedoch noch nicht realisiert werden. Die Skulpturengruppe befindet sich am Ort des ehemaligen jüdischen Verwaltungsgebäudes, in dem die Gestapo die Gefangenen festhielt.
Jederzeit zugänglich
Rosenstraße 1-2
10178 Berlin