Erinnerung an die ermordeten Juden von Klimowitschi

Памяти убитых евреев города Климовичи / Памяці забітых яўрэяў горада Клімавічы


In Klimowitschi (belarussisch: Klimawitschy) erinnern mehrere Denkmäler an die ermordeten Juden der Stadt.

Geschichte

Klimowitschi, im Osten von Belarus gelegen, wurde 1581 das erste Mal namentlich erwähnt. Juden lebten dort ab dem 18. Jahrhundert. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg hatte Klimowitschi etwa 9.600 Einwohner, davon waren etwa 1.600 Juden.
Die deutsche Wehrmacht besetzte die Stadt am 10. August 1941. Einigen Juden gelang zuvor die Flucht.
Unmittelbar nach dem deutschen Einmarsch wurden die Juden gezwungen, besondere Kennzeichnung zu tragen, einen Judenrat zur Befolgung deutscher Befehle zu bilden und Zwangsarbeit zu leisten. Mitte Oktober 1941 mussten alle Juden in ein Ghetto umziehen.
Am 6. November 1941 wurden die jüngeren Juden in die Nähe einer Brennerei zum Arbeiten geschickt. Alle anderen Einwohner des Ghettos wurden von deutschen und belarussischen Polizisten zusammengetrieben und zu einer ehemaligen Landebahn 500 Meter südwestlich von Klimowitschi gebracht. Für die »Aktion« waren Mitglieder der 221. Sicherungs-Division der Wehrmacht und des Einsatzkommandos 9 der Einsatzgruppe B verantwortlich. Zunächst sperrten sie die Juden in verlassenen Garagen ein. Danach führten sie sie in Gruppen zu zuvor ausgehobenen Gruben und erschossen sie dort. Einige Juden, die am Morgen zur Arbeit abkommandiert wurden, erfuhren von der Massenerschießung und flohen. Viele wurden später wieder gefangengenommen und erschossen.
Facharbeiter wurden zunächst verschont. 1943 wurden sie jedoch im Wydrenka-Wald in der Nähe der Stadt ebenfalls ermordet.
Im April 1943 sperrten Mitglieder der SS alle Kinder aus sogenannten Mischehen und deren Mütter ins Gefängnis. Sie wurden dabei von belarussischen Polizisten unterstützt. Am 12. April 1943 ermordete die SS alle Kinder auf dem Gelände des Gefängnisses und verscharrte deren Leichen an der »Melowaja Gora«, wo auch Frauen mit bestimmten Krankheiten und »Zigeunerinnen« ermordet wurden.

Opfergruppen

Ende August 1941 konnten dreizehn Mitglieder des Judenrats nicht die von den Deutschen geforderte Geldsumme erbringen. Sie wurden auf dem jüdischen Friedhof erschossen.
Am 6. November 1941 ermordeten deutsche Einheiten etwa 700 Juden. Danach waren nur noch etwa 80 Juden in der Stadt am Leben. Die jüdischen Facharbeiter und ihre Familien lebten in einem Haus in der Nähe des Gefängnisses. Alle anderen Juden, die bei der Massenerschießung verschont worden waren, wurden in einem anderen Gebäude mit Juden aus den angrenzenden Orten eingesperrt. Bis zum Monatsende wurden sie alle an der »Melowaja Gora« erschossen.
Am 19. Dezember 1941 meldete die Einsatzgruppe B, dass sie im Klimotwischi und im etwa 35 Kilometer entfernten Tscherikow (belarussisch: Tscherykau) 786 jüdische Frauen und Männer ermordet habe.
Nach dem Krieg schätzte die Außerordentliche sowjetische Untersuchungskommission die Zahl der in Klimowitschi ermordeten Juden auf 900.

Erfahre mehr über Belarus

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 und dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpolen kam der Nordosten des Landes zu Belarus als Teil der Sowjetunion. Im Sommer 1941 wurde dann ganz Belarus von deutschen Truppen erobert. Während der folgenden drei Jahre kam jeder vierte oder gar jeder dritte Einwohner gewaltsam ums Leben. Fast alle Städte des Landes wurden völlig zerstört. Wehrmacht oder SS brannten etwa 620 Dörfer, darunter Chatyn, systematisch samt ihren Einwohnern nieder. Malyj Trostenez, nahe der belarussichen Hauptstadt Minsk, war die größte Vernichtungsstätte auf dem Gebiet der besetzten Sowjetunion. Heute nimmt man an, dass mindestens 60.000 deutsche und einheimische Juden dort ermordet wurden. Für Minsk wird die Zahl der getöteten Juden auf bis zu 85.000 geschätzt, für das gesamte Gebiet auf 230.000. Belarus bildete von 1941 an mit über tausend aktiven Gruppen ein Hauptgebiet des sowjetischen Partisanenkampfes gegen die deutschen Besatzer. Ab Ende 1943 wurde das Land von der Roten Armee zurückerobert und galt im Sommer 1944 als vollständig von der deutschen Besatzung befreit. Das Land war weitestgehend verwüstet, das gesellschaftliche Gefüge erschüttert und die Menschen traumatisiert. Belarus gehörte ab 1944 wieder zur Sowjetunion. Ein großer Teil der 1939 einverleibten polnischen Gebiete blieben Teil des Landes. In der staatlichen Erinnerungs- und Denkmalkultur des Landes dominierten nach Kriegsende der Tag der Befreiung des Landes am 3. Juli 1944 und der Tag des Sieges am 9. Mai 1945 als Ende eines »heldenhaften« Kampfes im Großen Vaterländischen Krieg. Von zentraler Bedeutung war stets auch die Erinnerung an den Partisanenkrieg. Im sowjetischen Staatsverband verzichtete man auf eine eigenständige Nennung des Massenmords an den Juden. Daher stellt ein Obelisk in der Erschießungsgrube am ehemaligen Minsker Ghetto, der »Jama«, eine Besonderheit auf dem Gebiet der damaligen Sowjetunion dar. Er wurde bereits 1946 errichtet und blieb für Jahrzehnte das einzige Denkmal mit einer jiddischen Aufschrift und direkter Nennung der ermordeten Juden. Ungewöhnlich ist auch die Erinnerungsstätte in Chatyn, wo im März 1943 153 Menschen bei lebendigem Leib verbrannt worden waren. 1969 entstanden, zeichnet sie sich durch Schlichtheit aus und verzichtet auf die sonst übliche Monumentalität, es stehen die menschliche Dimension des Grauens und das Leid der Opfer im Vordergrund. Mit der Schaffung eines unabhängigen belarussischen Staates 1991 begann die Suche nach einer eigenen nationalen Identität. Hierbei spielen die Opferzahlen – insbesondere während des Zweiten Weltkrieges – eine entscheidende Rolle. Bewusst wird allerdings eine Unterscheidung zwischen dem Gebietstand vor und nach 1939 vermieden. Die Verbrechen der Stalinzeit, aber auch der Holocaust rückten ebenso in das Blickfeld, wurden aber aufgrund der vorhandenen Regierungsform nicht weitergehend öffentlich gemacht. Das staatliche Gedenken, das seinen Ausdruck auch im 2014 eröffneten, monumentalen Neubau des Museums der Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges findet, bleibt vom Kampf in den Jahren 1941 bis 1944 geprägt. Zugleich hat jedoch der Verband der jüdischen Gemeinden in Belarus inzwischen eine Reihe von Denkmälern für die Opfer des Massenmordes errichten lassen. Seit Anfang der 1990er Jahre haben mehrere deutsche Städte Stelen im Gedenken an die dorthin deportierten und getöteten Juden in Minsk errichtet; das Berliner Erinnerungszeichen wurde – vom Land Berlin und der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas finanziert – am 25. Juni 2009 feierlich eingeweiht. Auch eine würdige Gestaltung des Areals von Malyj Trostenez geht voran: seit 2015 erinnert eine Gedenkanlage an die Opfer. Ein zweiter Bauabschnitt wurde 2018 im Beisein der Staatspräsidenten Deutschlands, Österreichs und von Belarus eröffnet. An der Realisierung beteiligte sich auch die Bundesrepublik finanziell, wie auch an der Renovierung der Geschichtswerkstatt, die sich in einem historischen Gebäude auf dem Gebiet des ehemaligen Minsker Ghettos um die Dokumentation von Opferschicksalen kümmert.

Erinnerung

Die Rote Armee befreite Klimowitschi am 28. September 1943 als eine der ersten Städten in Belarus. Überwiegend durch die Hilfe nichtjüdischer Einwohner hatten in Klimowitschi 15 Juden den Krieg überlebt. Ende der 1950er Jahre errichteten Hinterbliebene der jüdischen Opfer ein erstes Denkmal. Es befindet sich in Nähe des Krankenhauses im Südosten der Stadt und gedenkt auf Jiddisch und Russisch der Opfer der Massenerschießung vom 6. November 1941. 1967 musste auf Anweisung der sowjetischen Behörden der eingravierte Davidstern wieder entfernt werden. Das jüdische Symbol wurde erst Ende der 1980er Jahre wieder angebracht.
Alle Juden, die die Deutschen an der »Melowaja Gora« ermordeten, wurden nach dem Krieg auf den jüdischen Friedhof umgebettet. Dort wurde ebenfalls ein Denkmal errichtet.
Am 6. September 2018 weihte die Stadt ein neues Denkmal ein. Es befindet sich auf dem Gelände des jüdischen Friedhofs und wurde durch eine britische Initiative finanziert, die sich für die Errichtung von Holocaustdenkmälern in Belarus einsetzt. Die belarussische, englische und hebräische Inschrift erinnert an 900 Juden, die 1941 in der Stadt ermordet wurden. Auf dem Friedhof finden regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt.

Öffnungszeiten

Die Denkmäler sind jederzeit zugänglich.

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