• Jüdisches Museum Odessa »Migdal Schoraschim«
In der ukrainischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer zeigt ein 2002 von der jüdischen Gemeinde eröffnetes Museum die Geschichte der Juden von Odessa.
Bild:Odessa, vor 1917, Zeitgenössische Postkarte, Postkartensammlung Przopiorski
Odessa, vor 1917, Zeitgenössische Postkarte, Postkartensammlung Przopiorski

Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Odessa etwa 180.000 Juden, mehr als ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Nach mehrwöchiger Belagerung nahmen am 16. Oktober 1941 deutsche und mit ihnen verbündete rumänische Truppen die Stadt ein. Von nun an stand Odessa unter rumänischer Besatzung – die Stadt wurde Hauptstadt des Gebiets Transnistrien, das die Rumänen kontrollierten. Ein Teil der Juden hatte noch vor der Belagerung fliehen können, wahrscheinlich befanden sich am Tag der Besetzung zwischen 80.000 und 100.000 Juden in der Stadt. Mit den rumänischen Truppen zog das Sonderkommando (SK) 11b unter dem Befehl von Bruno Müller in Odessa ein. Am darauf folgenden Tag zwangen die Rumänen die Juden dazu, sich registrieren zu lassen. Viele wurden verhaftet, jüdische Intellektuelle sofort hingerichtet. Als am 22. Oktober 1941 eine Bombe in einem Verwaltungsgebäude explodierte und dabei 67 Personen tötete, darunter mehrere rumänische und deutsche Offiziere, reagierte die Besatzungsmacht brutal: Kurz nach dem Anschlag verfolgten rumänische Soldaten Juden in der gesamten Stadt und erschossen oder erhängten sie. Auf einem abgesperrten Teil des Hafens erschossen rumänische Soldaten zwischen 10.000 und 23.000 Juden. Auch das SK 11b beteiligte sich an den Massakern am 23. Oktober. Die rumänische Gendarmerie brachte etwa 2000 verhaftete Juden an einen stillgelegten Brunnenschacht. Hier erschoss das SK alle Juden, die Leichen fielen in den Schacht. Ende Oktober 1941 mordeten die Rumänen außerhalb der Stadt weiter: Zwischen 16.000 und 20.000 Juden aus Odessa wurden in den Ort Dalnik getrieben und dort ermordet. Anfang November wurden die 35.000 verbliebenen Juden in zwei Ghettos zusammengedrängt, viele von ihnen starben. Ende 1941 wurden alle Ghettobewohner nach Transnistrien, den rumänisch besetzten Teil der Ukraine deportiert und im Lager Bogdanowka ermordet. Etwa 20.000 Juden gelangten in deutsches Siedlungsgebiet, wo der »Volksdeutsche Selbstschutz« viele von ihnen ermordete.
Bild:Odessa, vor 1917, Zeitgenössische Postkarte, Postkartensammlung Przopiorski
Odessa, vor 1917, Zeitgenössische Postkarte, Postkartensammlung Przopiorski

Rumänische Soldaten und Verbände der Einsatzgruppe D ermordeten mindestens 70.000 Juden. Etwa 20.000 Juden wurden aus dem Ghetto deportiert und kamen in Transnistrien um.
Bild:Odessa, 1941, Hinrichtung in Odessa, Yad Vashem
Odessa, 1941, Hinrichtung in Odessa, Yad Vashem

Die jüdische Gemeinde von Odessa eröffnete 2002 das Jüdische Museum Odessa »Migdal Schoraschim«. Das Museum ist das einzige seiner Art in Odessa, nach Angaben des Museums sogar das einzige in der ganzen Ukraine. In der Ausstellung wird die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Odessa gezeigt, die bis 1941 eine der größten jüdischen Gemeinden Europas war. Das Museum zeigt neben Alltagsgegenständen vor allem Fotos und Dokumente.
Bild:Odessa, 2004, Ausstellungsexponate des Jüdischen Museums, Muzej istorii ewreew Odessy »Migdal' Schoraschim«
Odessa, 2004, Ausstellungsexponate des Jüdischen Museums, Muzej istorii ewreew Odessy »Migdal' Schoraschim«

Name
Muzej istorii ewreew Odessy »Migdal' Schoraschim«
Adresse
ul. Neshinskaja 66
Odessa
Telefon
+380 (0)48 728 974 3
Web
https://www.migdal.org.ua
E-Mail
migdal@migdal.org.ua
Öffnungszeiten
Täglich 13.00 bis 19.00
Sonntags 10.00 bis 16.00
Freitags, samstags und an jüdischen Feiertagen geschlossen