• Denkmal für die Opfer des »Zigeunerlagers Lety«
Im böhmischen Lety bei Pisek steht ein Denkmal, das an die ehemaligen Häftlinge des Zwangsarbeitslagers und des späteren »Zigeunerlagers Lety« erinnert.
Bild:Lety, um 1942, Das »Zigeunerlager Lety«, Výbor pro odškodnění romského holocaustu
Lety, um 1942, Das »Zigeunerlager Lety«, Výbor pro odškodnění romského holocaustu

Bild:Lety, 2011, Denkmal in Erinnerung an die Opfer des »Zigeunerlagers Lety«, Michal Ritter, CC BY-SA 3.0
Lety, 2011, Denkmal in Erinnerung an die Opfer des »Zigeunerlagers Lety«, Michal Ritter, CC BY-SA 3.0
Am 15. März 1939 besetzte die deutsche Wehrmacht die Überbleibsel der Tschechoslowakei, das Gebiet wurde am Tag darauf als »Protektorat Böhmen und Mähren« vom Dritten Reich einverleibt. Kurz danach fing im Protektorat die Verfolgung von Juden und Sinti und Roma an. Einer Zählung zufolge wohnten 1940 6.540 »Zigeuner« im Protektorat. Das Innenministerium des Protektorats fing in November 1939 an, deren Ansiedlung voranzutreiben. Ab August 1940 errichteten die Protektoratsbehörden insgesamt sechs Zwangsarbeitslager für »Asoziale«, darunter im böhmischen Lety bei Pisek und im mährischen Hodonin bei Kunstadt. Dort wurden auch viele Roma ohne Arbeit oder festen Wohnsitz inhaftiert, so stellten sie etwa 14 Prozent der Häftlinge in Lety. Nach der Verordnung zur »Bekämpfung der Zigeunerplage« vom 10. Juli 1942 wurde die gesamte Romabevölkerung Böhmens und Mährens als Rasse verfolgt. In August 1942 wurden die Roma durch die örtlichen Behörden registriert. Nichtsesshafte wurden in die in »Zigeunerlager« umgewandelten Lager Hodonin und Lety gebracht. Diese Lager wurden von tschechischen Gendarmen bewacht und waren dem Innenministerium des Protektorats unterstellt. Mehr als 1.250 Roma waren nun im Lager Lety inhaftiert, ein Viertel von ihnen starb aufgrund der schweren Haftbedingungen. Am 3. Dezember 1942 deportierte die deutsche Kriminalpolizei im Protektorat 93 Häftlinge aus Lety nach Auschwitz ins Stammlager. Mit Heinrich Himmlers Erlass vom 16. Dezember 1942 fing die massenhafte Deportation der Roma nach Auschwitz-Birkenau an, wo im Frühjahr 1943 ein »Zigeunerfamilienlager« errichtet wurde. Aus Lety wurden am 7. Mai etwa 400 Häftlinge dorthin verschleppt. Nebenbei wurden mehr als 300 Häftlinge entlassen, nachdem entschieden worden war, dass sie nicht als »Zigeuner« galten. Die Deportationen plante die deutsche Kripo, diese wurden wiederum durch die Protektoratsbehörden und ihre Gendarmerie durchgeführt. Im Dezember 1943 wurde das Lager aufgelöst.
Bild:Lety, um 1942, Das »Zigeunerlager Lety«, Výbor pro odškodnění romského holocaustu
Lety, um 1942, Das »Zigeunerlager Lety«, Výbor pro odškodnění romského holocaustu

Bild:Lety, 2011, Denkmal in Erinnerung an die Opfer des »Zigeunerlagers Lety«, Michal Ritter, CC BY-SA 3.0
Lety, 2011, Denkmal in Erinnerung an die Opfer des »Zigeunerlagers Lety«, Michal Ritter, CC BY-SA 3.0
Ungefähr 1.300 Menschen wurden in Lety bei Pisek interniert. Die große Mehrheit waren Roma. Vor Ort starben mehr als 300 Menschen, darunter mehr als 240 Kinder. Über 800 Roma wurden aus Lety nach Auschwitz verschleppt, wo die SS fast alle ermordete.
Bild:Lety, um 1942, Häftlinge im »Zigeunerlager Lety«, Výbor pro odškodnění romského holocaustu
Lety, um 1942, Häftlinge im »Zigeunerlager Lety«, Výbor pro odškodnění romského holocaustu

Bild:Mirovice, 2008, Schweinefarm auf dem Gelände des ehemaligen »Zigeunerlagers Lety«, František Kostlán
Mirovice, 2008, Schweinefarm auf dem Gelände des ehemaligen »Zigeunerlagers Lety«, František Kostlán
Nach dem Krieg war der Völkermord an den Sinti und Roma in der Tschechoslowakei verdrängt. 1972 wurde auf dem Gelände des ehemaligen Lagers eine Schweinefarm errichtet. Erst 1995 wurde in Lety durch die Initiative des damaligen Staatspräsidenten Václav Havel ein Denkmal errichtet. Das Denkmal, ein Gedenkstein aus Granit, stammt von Zdenek Hula und befindet sich am ehemaligen Notfriedhof des Lagers.
Im benachbarten Mirovice auf dem Pfarrfriedhof steht ein weiteres Denkmal. Hier wurden in der Frühphase des Lagers die Opfer verscharrt, das Denkmal steht beim Massengrab der Kinder. Es wurde 2001 eingeweiht.
In den letzten Jahren häuften sich Forderungen an die Regierung, die Schweinefarm zu kaufen und zu schließen, um der Opfer des »Zigeunerlagers Lety« in einem würdigeren Rahmen gedenken zu können. In Februar 2009 erteilte die Regierung diesem Ansinnen aus Kostengründen eine Absage. Stattdessen hat sie Ende 2009 das Gelände des ehemaligen »Zigeunerlagers Hodonin« erworben, mit dem Ziel, dort ein Informationszentrum über die Verfolgungsgeschichte der Roma zu gestalten.
Bild:Mirovice, 2008, Das Denkmal an einem Massengrab für Kinder, František Kostlán
Mirovice, 2008, Das Denkmal an einem Massengrab für Kinder, František Kostlán

Bild:Mirovice, 2008, Detailansicht des Denkmals, František Kostlán
Mirovice, 2008, Detailansicht des Denkmals, František Kostlán
Name
Památník romským obětem v Letech u Písku
Adresse
Lety 67
398 67 Lety
Telefon
+420 (0)545 581 206
Web
https://letypamatnik.cz
E-Mail
sekretariat@rommuz.cz
Öffnungszeiten
jederzeit zugänglich
Angebot
Jährliche Gedenkveranstaltung am 13. Mai, dem Jahrestag der letzten Deportation aus Lety nach Auschwitz-Birkenau