Gedenkstätte Leitmeritz

Památnik Litoměřice


Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Leitmeritz erinnert eine Gedenkstätte an das Schicksal der Häftlinge.

Geschichte

Die Kleinstadt Leitmeritz liegt im damals überwiegend von Deutschen bewohnten Sudetengebiet, das nach dem Münchner Abkommen im Herbst 1938 vom Deutschen Reich annektiert wurde.
In der Endphase des Zweiten Weltkrieges beschloss die nationalsozialistische Führung, wegen der alliierten Luftangriffe Teile der Rüstungsproduktion in unterirdische Fabriken zu verlegen. Ab Frühjahr 1944 wurde der Steinbruch von Leitmeritz zu einer solchen Produktionsstätte umgebaut, ein Konzentrationslager entstand als Außenlager des KZ Flossenbürg. Zwei Bauvorhaben sollten hier vorangetrieben werden: Im »Richard I« sollten Panzermotoren für die Elsabe AG hergestellt, in »Richard II« die Produktion des Berliner Konzerns Osram verlegt werden.
Der erste Transport mit 500 Häftlingen aus dem KZ Dachau erreichte Leitmeritz am 24. März 1944. Da es zunächst keine Unterkünfte gab, wurden diese ersten Häftlinge 7 km entfernt in der Kleinen Festung, dem Gestapogefängnis in Theresienstadt, untergebracht. Im Sommer 1944 errichteten Häftlinge ein Lager in unmittelbarer Nähe zum Steinbruch. Insgesamt 18.000 Häftlinge durchliefen das KZ Leitmeritz, die meisten Transporte kamen aus dem Stammlager Flossenbürg sowie aus den KZ Groß-Rosen, Auschwitz-Birkenau und Dachau. Etwa die Hälfte waren Polen, weitere große Häftlingsgruppen stammten aus der Sowjetunion, Deutschland, Ungarn, Frankreich und Jugoslawien. Ungefähr 4.000 Juden deportierte die SS nach Leitmeritz, die meisten aus Polen, einige auch aus Ungarn. Seit Februar 1945 waren auch hunderte Frauen zur Zwangsarbeit in Leitmeritz gezwungen.
Aufgrund der schlechten Lebensbedingungen und vieler Epidemien war die Sterblichkeit im Lager sehr hoch. Auch die Rüstungsproduktion stockte oft wegen des schlechten Gesundheitszustands der Häftlinge.
Im April 1945 begann die SS unter chaotischen Bedingungen mit der Auflösung des Lagers. Etwa 1.200 Häftlinge blieben zurück. Diese wurden schließlich in den letzten Kriegstagen von der sowjetischen Armee befreit.

Opfergruppen

Etwa 4.500 Häftlinge verloren ihr Leben in Leitmeritz, 3.200 von ihnen sind namentlich bekannt. Viele starben an einer Ruhrepidemie im Winter 1944/45. Die Leichen ließ die SS zunächst im Krematorium von Theresienstadt verbrennen, später wurde in Leitmeritz ein eigenes Krematorium gebaut. Seine Kapazität reichte jedoch nicht aus, so dass viele Leichen in Massengräbern bestattet wurden.
Tausende Häftlinge starben in anderen Konzentrationslagern wie etwa Bergen-Belsen, nachdem sie die SS in Krankentransporten aus Leitmeritz weggeschickt hatte.

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Die tschechischen Länder Böhmen, Mähren und Tschechisch-Schlesien gehörten bis 1918 zu Österreich-Ungarn und schlossen sich nach dem Ersten Weltkrieg mit der Slowakei zur Tschechoslowakei zusammen. Von Herbst 1938 bis Frühjahr 1939 wurde der Staat in mehreren Schritten durch das Deutsche Reich zerschlagen: Im September 1938 schloss Deutschland das überwiegend von einer deutschen Bevölkerung bewohnte Grenzland im Norden und Westen als »Sudetengau« dem Reichsgebiet an. Übrig blieb die sogenannte Resttschechei, deren Gebiet am 14. März 1939 von der deutschen Wehrmacht eingenommen wurde. Zugleich erklärte die Slowakei ihre Unabhängigkeit. Die Tschechoslowakei hörte auf, zu existieren; die tschechischen Länder standen fortan als Reichsprotektorat Böhmen und Mähren unter deutscher Kontrolle. Der entstehende Widerstand der Bevölkerung wurde blutig unterdrückt, zugleich begann die Verfolgung von Juden und Roma. Von den rund 120.000 Juden der böhmischen Länder wurden etwa 78.000 während des Holocaust ermordet. Dabei diente die ehemalige Festung Theresienstadt (Terezín) als zentraler Ort der Internierung und Durchgangslager in die Vernichtungszentren im Osten. Zudem wurden etwa 8.000 nichtjüdische Tschechen ermordet, davon etwa 1.700 während der Terrorwelle nach dem tödlichen Attentat auf den stellvertretenden Reichsprotektor Reinhard Heydrich (1904–1942) am 27. Mai 1942. Als Reaktion machten deutsche Polizeikräfte das Dorf Liditz (Lidice) und den Weiler Ležáky dem Erdboden gleich. 1945, vier Tage vor Kriegsende, brach in Prag und anderen tschechischen Städten ein bewaffneter Aufstand aus, der sich vor allem gegen tschechische Kollaborateure und die deutsche Minderheit richtete. Die Erinnerung an die Jahre von 1938 bis 1945 ist vor allem durch das Trauma der völligen Zerschlagung des Landes geprägt. Im Zentrum standen die Verbrechen der Nationalsozialisten und lange Zeit der Wunsch nach Rache. Eine der Folgen war die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung. Zu dieser Erinnerung gehört heute aber auch das schmerzliche Bewusstsein des relativ schwachen Widerstands und der verbreiteten Kollaboration. Die wiederhergestellte Tschechoslowakei war ab 1948 kommunistisch. Die Erinnerung an den Holocaust hatte kaum Platz, zumal das Land in den frühen 1950er Jahren, auf dem Höhepunkt der stalinistischen Säuberungen, von einer judenfeindlichen Welle erschüttert wurde. In der Erinnerungskultur wurde – neben den im »Ostblock« üblichen Huldigungen an die siegreiche Rote Armee – besonders die Erinnerung an das Massaker von Lidice gepflegt. Hier war es möglich, die Brutalität der Nationalsozialisten darzustellen, ohne an den Holocaust erinnern zu müssen. Mit dem Ende des Staatssozialismus 1989 änderte sich dies; eine Entwicklung, die in der Reformzeit des Prager Frühlings 1968 bereits einmal eingesetzt hatte, aber mit dem Einmarsch von Staaten des Warschauer Pakts gestoppt worden war. Schrittweise gerät in Teilen der tschechischen Gesellschaft so auch die Erinnerung an eine heute zerstörte, in Jahrhunderten gewachsene Kultur des Zusammenlebens von Tschechen, Deutschen und Juden in den Blick, nicht nur in der Hauptstadt Prag werden ihre Spuren immer sichtbarer Der wichtigste Ort der Erinnerung an die Opfer des Holocaust ist die Gedenkstätte auf dem Gebiet des ehemaligen Ghettos Theresienstadt (Terezín). Zum offenen Konflikt kam es seit den 1990er Jahren in Zusammenhang mit dem ehemaligen Konzentrationslager Lety, in das böhmische Roma gezwungen worden waren, bevor sie nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Lange war hier ein Schweinemastbetrieb untergebracht, der ein würdiges Gedenken unmöglich machte. Dieser wurde 2022 abgerissen, um für eine Gedenkstätte Platz zu machen.

Erinnerung

Nach dem Krieg transportierte die Rote Armee die Fabrikeinrichtung und die Maschinen ab. 1946 wurde das Massengrab in der Nähe des Lagers geöffnet, die gefundenen Leichen wurden exhumiert und wieder bestattet. 1992 wurde ein Denkmal für die Opfer des Konzentrationslagers neben dem ehemaligen Lagerkrematorium eingeweiht. Es wurde vom tschechischen Künstler Jiři Sozanský entworfen. Das Denkmal befindet sich in der Trägerschaft der Gedenkstätte Theresienstadt, wo es eine Dauerausstellung zum Außenlager Leitmeritz gibt.

Angebote

Bildungsprogramme für Kinder und Jugendliche.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

http://www.pamatnik-terezin.cz

pamatnik@pamatnik-terezin.cz

+420 (0)416 782 225

Michalovická
412 01 Leitmeritz