• Museum für die Kultur der Roma
Das Museum in der mährischen Hauptstadt Brünn stellt Geschichte und Kultur der Roma vor. Eröffnet 1991, war es das erste Museum seiner Art weltweit.
Bild:Brünn, 2003, Außenansicht des Museums, Archiv Muzea romské kultury
Brünn, 2003, Außenansicht des Museums, Archiv Muzea romské kultury
Seit dem 14. Jahrhundert leben Roma auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik. Die Roma waren als geschickte Handwerker, besonders als Schmiede, geschätzt, und für ihre orientalische Musik beliebt. Sie waren jedoch bald Verfolgung ausgesetzt: Sie galten als »gottlos« und wurden der Spionage für die Türken verdächtigt. 1710 trat im Habsburgerreich ein kaiserlicher Erlass in Kraft, der die Tötung männlicher Roma und das Abschneiden von Ohren und Nasen bei Frauen und Kindern schon beim bloßen Verdacht auf Vergehen erlaubte. Diese Bestimmungen wurden zwar nur vereinzelt in die Tat umgesetzt, sie führten jedoch zu einer wachsenden Isolierung der Roma in der Gesellschaft. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts, unter der Herrschaft von Maria Theresia und Joseph II, endete die willkürliche Verfolgung der Roma, stattdessen wurde ihre Assimilierung vorangetrieben. Sie wurden zur Sesshaftigkeit gezwungen und bekamen Land zugeteilt. Ihre Sprache wurde verboten, während ihre Christianisierung vorangetrieben wurde. Viele Kinder wurden in christliche Familien gegeben, Jugendliche zum Heiraten mit Christen gezwungen. Es entwickelte sich eine mehr oder weniger sesshafte Romabevölkerung. Die Industrialisierung hingegen führte zu einem sozialen Abstieg der zumeist als Handwerker tätigen Roma. In der 1918 gegründeten Tschechoslowakei waren fast alle Roma Analphabeten und verarmt. Unter der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkrieges wurden »Zigeuner« als Rasse verfolgt und zur Vernichtung bestimmt. Nur etwa zehn Prozent der Roma aus Böhmen und Mähren überlebten die Verfolgung. In der Nachkriegstschechoslowakei wurden viele Roma aus dem slowakischen Landesteil in zuvor von Sudetendeutschen bewohnten Gebieten angesiedelt. Die Lage der Roma verbesserte sich unter dem kommunistischen Regime kaum. Nach 1989 hat sich ihre Lage teilweise sogar noch verschlimmert, oft sind sie Opfer von Diskriminierung und rechtsradikaler Gewalt geworden.
Bild:Brünn, 2003, Außenansicht des Museums, Archiv Muzea romské kultury
Brünn, 2003, Außenansicht des Museums, Archiv Muzea romské kultury
Das Museum widmet sich der Geschichte und Kultur der Roma in und außerhalb Tschechiens. Ein besonderes Anliegen des Museums ist die Aufklärung über den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und Roma und die Aufrechterhaltung der Erinnerung an die Opfer.
Bild:Hodonin, um 1943, Kinder im »Zigeunerlager Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury
Hodonin, um 1943, Kinder im »Zigeunerlager Hodonin«, Archiv Muzea romské kultury

Bild:Brünn, 2004, Ausstellung im Museum, Archiv Muzea romské kultury
Brünn, 2004, Ausstellung im Museum, Archiv Muzea romské kultury
Das Museum wurde 1991 gegründet, in einem vorwiegend von Roma bewohnten Viertel Brünns. Die Entstehung dieser weltweit bis dahin einzigartigen Einrichtung geht auf eine Initiative von Intellektuellen aus den Reihen der Roma zurück. Bis 2005 eine unabhängige Institution, wird das Museum seitdem vom tschechischen Staat verwaltet. In einem Teil der Dauerausstellung behandelt das Museum die Kultur der Roma weltweit, während sich ein anderer Teil mit der Geschichte der Roma in Böhmen und Mähren beschäftigt.
Das Museum hat sich für die Einrichtung mehrerer Denkmale für die während des Zweiten Weltkrieges ermordeten Roma eingesetzt. Die bekanntesten sind die Denkmale an den Orten der ehemaligen »Zigeunerlager« Lety (Einweihung: 1995) und Hodonin (1997).
Bild:Brünn, 1990er Jahre, Staatspräsident Václav Havel bei einem Besuch im Museum, Archiv Muzea romské kultury
Brünn, 1990er Jahre, Staatspräsident Václav Havel bei einem Besuch im Museum, Archiv Muzea romské kultury

Name
Muzeum romské kultury
Adresse
Bratislavská 67
60200 Brno
Telefon
+420 (0)545 581 206
Web
http://www.rommuz.cz
E-Mail
sekretariat@rommuz.cz
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag: 10.00 bis 18.00,
Sonntag: 10.00 bis 17.00.
Angebot
Dauerausstellung, Bibliothek und Studienraum, Archiv mit Zeitzeugeninterviews und Fotodokumentation, jährliche Gedenkfeier am 7. März, dem Jahrestag des ersten und größten Transports mährischer Roma nach Auschwitz-Birkenau