Gedenkstätte Ardeatinische Höhlen Rom

Mausoleo delle Fosse Ardeatine


Am 24. März 1944 wurden in den ardeatinischen Höhlen im Rahmen einer »Vergeltungsaktion« der deutschen Besatzer 335 Menschen erschossen und die Höhlen anschließend gesprengt. Die Opfer liegen bis heute dort begraben; ein Denkmal und ein Museum erinnern an ihr Schicksal.

Geschichte

Rom war seit der Kapitulation der italienischen Streitkräfte vor den Alliierten und der Flucht des Königs im September 1943 von der deutschen Wehrmacht besetzt. Im Frühjahr 1944 stießen die Alliierten immer näher auf die Hauptstadt vor. Gleichzeitig erstarkte der organisierte italienische Widerstand gegen die deutsche Besatzung und den Faschismus. Indes waren die verschiedenen Widerstandsgruppen untereinander oft zerstritten.
Am 23. März 1944 führte eine kommunistische Gruppe in der Via Rasella ein Bombenattentat durch, bei dem 33 deutsche Ordnungspolizisten getötet und 67 verletzt wurden. Sofort forderten Adolf Hitler und Heinrich Himmler schärfste Vergeltungsmaßnahmen.
Daraufhin befahl Herbert Kappler, Kommandeur der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) in Rom, für jeden getöteten Deutschen zehn Italiener zu erschießen. Kappler wollte ursprünglich Gefangene des SD exekutieren lassen, die wegen Unterstützung von Widerstandsgruppen bereits zum Tode verurteilt worden waren oder aber noch auf ihr Urteil warteten. Deren Zahl reichte jedoch bei weitem nicht für die vorgesehene Quote aus, so dass Kappler noch weitere politische Gefangene aus italienischen Haftanstalten sowie Juden, die der Deportation bis dahin entgangen waren, zusammentreiben ließ. Dabei überstellte ein italienisches Gefängnis versehentlich fünf Personen zu viel, so dass die Zahl der Opfer am Ende 335 betrug. Sie wurden gefesselt auf Lastwagen geladen und zu den ardeatinischen Höhlen gefahren, einem Steinbruchgelände im Süden Roms. Hier tötete das von Carl Schütz angeführte Exekutionskommando, bestehend aus 80 bis 90 SD-Angehörigen, die Opfer durch Genickschuss. Auch Herbert Kappler nahm persönlich am Morden teil, das sich über mehrere Stunden hinzog. Anschließend wurden die Höhlen gesprengt. Vermutlich waren einige der Opfer nur verwundet und starben erst nach der Sprengung, indem sie verbluteten oder erstickten.
Im Juni 1944 wurde Rom durch die Alliierten befreit.

Opfergruppen

Von den 335 Opfern waren 195 politische Gefangene des SD, 55 waren politische Gefangene in italienischen Gefängnissen, während 75 Männer wegen ihrer jüdischen Herkunft zur Exekution ausgewählt wurden. 10 Männer waren willkürlich von der Straße aus verhaftet worden.
322 Erschossene konnten nachträglich identifiziert werden. Das älteste Opfer war 74, das jüngste 15 Jahre alt. Sie stammten aus allen gesellschaftlichen Schichten und gingen unterschiedlichsten Berufen nach. Keiner von ihnen war an den Vorbereitungen des Attentats in der Via Rasella beteiligt, nur wenige waren Kommunisten.

Erfahre mehr über Italien

Das Königreich Italien wurde seit 1922 von Benito Mussolini (1883–1945), dem »Duce« (Führer), und seiner faschistischen Partei diktatorisch regiert. Bis Mitte der 1930er Jahre spielte Antisemitismus in der Öffentlichkeit kaum eine Rolle; diskriminierende Maßnahmen wurden erst 1938 eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt lebten über 46.000 Juden in Italien. Das italienische Staatsgebiet umfasste damals auch die Halbinsel Istrien sowie einige heute griechische Inseln, darunter Rhodos mit seiner traditionsreichen jüdischen Gemeinde. Die italienische Regierung, enger Verbündeter des Deutschen Reiches, beteiligte sich bis zum Herbst 1943 nicht an Massendeportationen von Juden in deutsche Vernichtungslager. Erst als das Land von Norden her durch die deutsche Wehrmacht besetzt wurde – der Süden war bereits durch amerikanische und britische Truppen befreit –, begann der deutsche SS- und Polizeiapparat, den Plan der systematischen Ermordung der italienischen Juden umzusetzen. Über eine Zwischeninternierung wurden die Menschen durch halb Europa nach Auschwitz deportiert, viele von ihnen unmittelbar danach in die Gaskammern getrieben. Die Zahl der ermordeten oder gewaltsam zu Tode gekommenen Juden aus Italien (ohne die italienisch besetzten Gebiete) beträgt zwischen 7.000 und 8.500 Personen. Zehntausende italienische Juden und jüdische Flüchtlinge konnten sich durch Emigration retten oder versteckten sich mit Hilfe von Nichtjuden. Über 2.000 gerieten nicht mehr in den deutschen Machtbereich, weil sie in Süditalien rechtzeitig durch die Alliierten befreit wurden. Von 1943 bis 1945 kam es in Norditalien zu heftigen Kämpfen zwischen den deutschen Besatzern und italienischen Partisanen der kommunistisch dominierten Widerstandsbewegung »Resistenza«. Die deutschen Truppen reagierten mit grausamen Vergeltungsmaßnahmen und Massakern, zum Beispiel in Marzabotto und den Ardeatinischen Höhlen bei Rom. Insgesamt fanden während des Zweiten Weltkrieges über 400.000 Italiener – Soldaten, Zivilisten und Partisanen – den Tod. Nach Kriegsende wurde der Partisanenkampf zum zentralen Aspekt italienischen Selbstverständnisses und in der Erinnerungskultur zum Mythos der eigenen Befeiung vom Faschismus. Eine Auseinandersetzung mit der weitverbreiteten Unterstützung Mussolinis im eigenen Land unterblieb meist. Die bekannten Gedenkorte, wie das frühere Konzentrationslager Risiera di San Sabba bei Triest oder die Einrichtungen in Marzabotto und den Ardeatinischen Höhlen, sind – wie auch zahlreiche Museen – dem Widerstand gewidmet. Erinnerungsstätten auf dem Gelände früherer Internierungslager für Juden sind dagegen selten und gedenken eher der Retter als der Verfolgten, wie es die Villa Emma in Nonatola zeigt, in der versteckte jüdische Kinder überlebten. Die Ausrichtung auf Menschenrechtserziehung, die auf Gegenwart und Zukunft bezogen ist, stellt das Bindeglied vieler dieser Einrichtungen dar. Mittlerweile rückt die Erinnerung an die deportierten und ermordeten Juden mehr in den Vordergrund. 2013 eröffnete die Memoriale della Shoah di Milano am Mailänder Hauptbahnhof. Die Errichtung eines zentralen Holocaustdenkmals in Rom wurde 2023 beschlossen.

Erinnerung

Am 24. März 1949, dem fünften Jahrestag des Massakers, wurde am historischen Ort ein Denkmal eingeweiht. Es wurde von den Architekten Giuseppe Perugini, Nello Aprile und Mario Fiorentini sowie von den Bildhauern Mirko Basaldella und Francesco Coccia gestaltet. Das Herzstück des Denkmals bildet ein Mausoleum, in dem sich die Sarkophage der Opfer befinden. Sie sind von identischen Granitplatten bedeckt. Insgesamt sind es 336: ein Grab steht symbolisch für alle, die für die Befreiung von Faschismus und Besatzung gestorben sind. Die Höhlen selbst sind bis auf einige Sicherheitsvorkehrungen in dem Zustand belassen worden, in dem die Täter sie nach der Sprengung hinterließen.
Das Denkmal wird ergänzt durch ein kleines Museum, das die Geschichte des Widerstands vom Ende des Faschismus bis zur Befreiung Roms am 4. Juni 1944 durch alliierte Truppen zeigt. Die ANFIM (Associazione Nazionale Famiglie Italiane Martiri – Nationale Vereinigung italienischer Familien der Märtyrer) organisiert seit Jahrzehnten Führungen durch den Denkmalkomplex.
Das Massaker in den Ardeatinischen Höhlen war Gegenstand mehrerer Strafprozesse in der Nachkriegszeit. Herbert Kappler wurde 1948 von einem italienischen Militärgericht zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Fall des SS-Hauptsturmführers Erich Priebke, der bei der Erschießung vermutlich die Todesliste kontrollierte, erregte in den 1990er Jahren internationales Aufsehen. 1998 wurde er ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt.

Angebote

Museum, Broschüren in verschiedenen Sprachen, Führungen durch Familienangehörige der Opfer

Öffnungszeiten

montags bis freitags 8.15 bis 15.15
samstags und sonntags 8.15 bis 16.15

Geschlossen am 1. Januar, Ostersonntag, Ostermontag, 1. Mai, 15. August, 25. Dezember.

Kontakt

http://www.mausoleofosseardeatine.it/

info@mausoleofosseardeatine.it

+39 06 6795629

Via Ardeatina 174
00186 Roma