NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln


Seit 1988 informiert im EL-DE-Haus das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln über die Zeit des Nationalsozialismus in der Rheinmetropole; die Gedenkstätte im Keller erinnert seit 1981 an die Opfer des Gestapogefängnisses, das sich von 1935 bis 1945 im Haus befand.

Geschichte

Das EL-DE-Haus wurde ab 1934 vom Kölner Unternehmer Leopold Dahmen erbaut, und wurde nach dessen Initialen benannt. Noch 1935 übernahm die Gestapo das Gebäude: Sie richtete in den oberen Stockwerken Büros und Verwaltungsräume und im Keller ein eigenes Gefängnis ein. Damit wurde das EL-DE-Haus zur Gestapozentrale für den Regierungsbezirk Köln. Die Gestapo verfolgte und überwachte hauptsächlich politische Gegner des Nationalsozialismus wie Kommunisten und Sozialdemokraten, aber auch Juden, Sinti und Roma und sogenannte Asoziale. Während des Krieges verhaftete die Gestapo viele ausländische Zwangsarbeiter wegen verschiedener Verstöße und hielt sie in den Gefängniszellen im EL-DE-Haus gefangen. Die kleinen Zellen waren oft überbelegt, vor allem in der Endphase des Krieges wurden bis zu 25 Menschen in einer Zelle zusammengedrängt. Im Hof des EL-DE-Hauses führte die Gestapo Hinrichtungen durch: vor allem ausländische Zwangsarbeiter und Häftlinge des nahe gelegenen Gefängnisses Klingelpütz tötete sie dort. Trotz einiger Bombenschäden blieb das Gebäude erhalten: Die letzten Angehörigen der Gestapo flohen erst im März 1945 beim Einmarsch amerikanischer Truppen.

Opfergruppen

Wie viele Menschen in der Kölner Gestapozentrale von 1935 bis 1945 verhört oder gefangen gehalten wurden ist nicht bekannt. Die Gestapo verhaftete vor allem Menschen, die von den Nationalsozialisten wegen ihrer politischen Meinung, Religionszugehörigkeit oder Herkunft als Gegner angesehen wurden.
Auch die genaue Zahl der Exekutionen im EL-DE-Haus ist unbekannt. Historiker schätzen, dass mehrere Hundert Personen ab Mitte 1943 im Innenhof der Gestapozentrale hingerichtet wurden. So brachte die Gestapo noch am 1. März 1945 etwa 100 Häftlinge aus dem Gefängnis Klingelpütz zum EL-DE-Haus und erhängte sie dort. Die meisten Hingerichteten waren ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene.

Erfahre mehr über Deutschland

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Nach dem Krieg blieb das EL-DE-Haus im Besitz der Familie Dahmen. Mehrere Ämter der Stadt Köln mieteten sich im Gebäude ein, so etwa das Standesamt oder das Rechts- und Versicherungsamt, das bis heute dort seinen Sitz hat. Von 1947 bis 1949 wurde das Gebäude zu beiden Seiten hin durch Anbauten verlängert und um ein weiteres Stockwerk erhöht. Seit Mitte der 1960er Jahre, und noch stärker ab Anfang der 1970er Jahre setzten sich Bürger für die Einrichtung einer Gedenkstätte im EL-DE-Haus ein. 1979 stimmte der Kölner Stadtrat für die Einrichtung einer Gedenkstätte und eines Dokumentationszentrums, das ehemalige Gestapohausgefängnis im Keller des EL-DE-Hauses wurde jedoch erst 1981 als Gedenkstätte für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 2009 wurde die Gedenkstätte im ehemaligen Gestapogefängnis neugestaltet.
Im September 1988 eröffnete ebenfalls im EL-DE-Haus das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln – neun Jahre nach dem ersten Beschluss zur Errichtung eines solchen Zentrums. Das zentrale Thema der Dauerausstellung ist die Stadt Köln als Gauhauptstadt zur Zeit des Nationalsozialismus.

Angebote

Führungen, Sonderausstellungen, Bibliothek, Veranstaltungen, Interaktive Datenbanken

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag 10.00 bis 18.00, Samstag und Sonntag 11.00 bis 18.00, jeden 1. Donnerstag im Monat bis 10.00 bis 22.00

Kontakt

http://www.nsdok.de

nsdok@stadt-koeln.de

+49 (0)221 221 263 32

Appellhofplatz 23-25
50667 Köln