Widerstandsmuseum Amsterdam

Verzetsmuseum Amsterdam


Seit 1985 thematisiert das Widerstandsmuseum in Amsterdam die Geschichte von Besatzung und Widerstand in den Niederlanden während des Zweitens Weltkriegs.

Geschichte

Trotz ihrer Neutralität wurden die Niederlande am 10. Mai 1940 vom Deutschen Reich angegriffen. Die Königin und die Regierung flohen nach London. Am 15. Mai kapitulierte die niederländische Armee. Das Land wurde zum »Reichskommissariat Niederlande« mit dem SS-Obergruppenführer Arthur Seyβ-Inquart als Reichskommissar an der Spitze. Mittelfristig sollten die Niederlande im Deutschen Reich aufgehen. Die Besatzungsbehörden agierten deshalb anfangs vorsichtig und hofften auf Sympathien und eine »Selbstnazifizierung« in der Bevölkerung. Dabei stützten sich die Besatzer auf die »Nationaal-Socialistische Beweging« (deutsch: National-Sozialistische Bewegung), die als einzige Partei von den Besatzungsbehörden zugelassen war. Die Unterstützung für den Nationalsozialismus blieb jedoch gering. Als im Februar 1941 bei Razzien im jüdischen Viertel in Amsterdam über 400 Juden von der Ordnungspolizei verhaftet wurden, reagierten viele empört. Es kam zu Massenprotesten, dem sogenannten Februarstreik.
Danach spitzte sich die Lage im Land zu: Während die Besatzungsbehörden zu immer härteren Unterdrückungsmaßnahmen griffen, wurde auch der Widerstand immer intensiver. Den Besatzern ging es inzwischen vor allem darum, das Land wirtschaftlich auszubeuten und es »judenfrei« zu machen. Die massenhafte Verschleppung von Arbeitskräften ließ die niederländische Bevölkerung zusätzlich verbittern.
Obwohl der Unmut gegen die Besatzung weit verbreitet war, leistete nur eine kleine Minderheit aktiv Widerstand. Die Widerstandsbewegung fand ihren Ausdruck in der Untergrundpresse, in Streiks, Sabotageakten und Attentaten auf führende Repräsentanten und Kollaborateure des Besatzungsregimes. Die Besatzer antworteten mit Razzien, Geiselerschießungen, Deportationen und Hinrichtungen.

Opfergruppen

Während der Besatzung starben etwa 250.000 Niederländer. Mehr als 100.000 von ihnen waren Juden, die in den Osten deportiert und dort ermordet wurden. Viele Zivilisten starben an den schlechten Lebensbedingungen, die während des Krieges herrschten. Der Mangel an Lebensmitteln war während des sogenannten Hungerwinters von 1944/45 derart gravierend, dass 20.000 Zivilisten an dessen Folgen starben.

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Als die deutsche Wehrmacht das Königreich der Niederlande im Mai 1940 besetzte, lebten hier knapp 120.000 Juden – davon 75.000 in Amsterdam. Eine von der SS dominierte Zivilverwaltung begann umgehend mit der Durchsetzung antijüdischer Maßnahmen und organisierte Gewaltakte. Bereits Ende März 1941 richtete die SS eine »Zentralstelle für jüdische Auswanderung« in Amsterdam ein. Im Jahr darauf, am 22. Juni 1942, unterrichtete der Leiter des Judenreferats im SS-Reichssicherheitshauptamt, Adolf Eichmann (1906–1962), das Auswärtige Amt in Berlin darüber, dass man sich mit der Deutschen Reichsbahn über den Transport unter anderem von 40.000 Juden aus den Niederlanden geeinigt habe. Sie kamen zunächst in das Durchgangslager Westerbork, wo namentliche Transportlisten erstellt wurden. Ab Mitte Juli 1942 rollten von hier aus die ersten Züge nach Osten. Immer wieder kam es zu Razzien, um Juden für die Verschleppungen zusammenzutreiben. Bis September 1944 gingen um die hundert Transporte von Westerbork in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor, in das Ghetto Theresienstadt und in das Konzentrationslager Bergen-Belsen ab. Die SS deportierte über 100.000 Menschen – mehrheitlich Juden, aber auch Roma. Ebenso wurden Juden mit einer Staatsangehörigkeit der Niederlande aus Frankreich und Belgien in den Tod verschleppt. Die Gesamtzahl der zwischen Mai 1940 und Ende 1944 ermordeten niederländischen Juden liegt bei bis zu 102.000 Personen, etwa 75 Prozent der jüdischen Bevölkerung vor dem Holocaust. Darüber hinaus kamen über 110.000 nichtjüdische Zivilisten während Besatzung und Krieg ums Leben. Die Zahl an Denkmälern, Museen, Gedenkstätten, Gedenktafeln, kleineren Erinnerungsstätten, aber auch Forschungseinrichtungen und Archiven zum Zweiten Weltkrieg ist in den Niederlanden fast unüberschaubar. Bereits 1947 wurde das 22 Meter hohe »Nationaldenkmal op den Dam« in Amsterdam errichtet, das allen niederländischen »Opfern des Zweiten Weltkrieges« gewidmet ist und 1956 seine heutige Gestaltung erhielt. Seit 1960 gibt es das Anne-Frank-Haus. Zentrale staatliche Erinnerungsorte sind die Stätten ehemaliger nationalsozialistischer Konzentrations- oder Durchgangslager. In Westerbork beispielsweise besteht seit 1983 eine Anlage, zu der das historische Lagergelände, ein nationales Denkmal und ein modernes Museum gehören. 1987 wurde in der Großen Synagoge von Amsterdam das »Joods Historisch Museum« (Jüdisch-Historisches Museum) eröffnet, in dem auch die Verfolgung und Ermordung der Juden behandelt wird. 2021 wurde in Amsterdam ein neues Holocaustdenkmal eingeweiht, in das die Namen von 102.000 ermordeten Juden sowie Sinti und Roma eingraviert sind. Nach Kriegsende war die niederländische Erinnerungskultur vor allem durch die Betonung des Widerstands gegen die deutsche Besatzung gekennzeichnet. Insbesondere ab den 1980er Jahren spielte dann auch die Frage, wie sich die Bevölkerungsmehrheit – im Gegensatz zur bewussten Kollaboration – im Besatzungsalltag einrichtete (»Akkomodation«), eine immer größere Rolle in der niederländischen Erinnerungskultur. Ein weiterer Aspekt des niederländischen Gedenkens ist der hervorgehobene Bezug auf die Gegenwart. Er wird in Mahnmalen für verfolgte Sinti und Roma sowie insbesondere bei einem der weltweit bedeutendsten Denkmäler zur Erinnerung an die Verfolgung Homosexueller während des Nationalsozialismus in Amsterdam deutlich.

Erinnerung

Als 1980 eine Ausstellung zum Thema Widerstand auf großes öffentliches Interesse stieß, kamen erste Stimmen auf, um der niederländischen Widerstandsbewegung ein eigenes Museum zu widmen. Ehemalige Widerstandskämpfer und interessierte Bürger machten sich an die Arbeit und sammelten Gegenstände, die an Widerstand und Alltagsleben in der Besatzungszeit erinnerten. In Absprache mit der jüdischen Gemeinde wählten die niederländischen Behörden zunächst ein ehemaliges Synagogengebäude in Süd-Amsterdam als Standort des Museums aus. Am 19. November 1985 weihte Prinz Bernhard das Museum ein. Da der Raum knapp wurde und das Museum zu weit von den Touristenströmen entfernt lag, zog es 1999 in ein größeres Gebäude im Zentrum der Stadt um. Seitdem befindet sich es sich im 1876 durch die jüdische Gemeinde erbauten Plancius-Gebäude.
2013 wurde das Museum um den Bereich »Widerstandsmuseum Junior« erweitert, der Kinder und Jugendliche ansprechen will. Anschließend wurde die Dauerausstellung neu konzipiert und schließlich im Dezember 2022 eröffnet. Sie versucht vor allem anhand von Biographien ein differenziertes Bild vom Alltag und den individuellen Spielräumen unter deutscher Besatzung zu zeichnen.

Angebote

Museum mit Dauerausstellung und Wechselausstellungen, Bibliothek, Archiv und Sammlungen, Führungen nach Voranmeldung (Niederländisch, Deutsch und Englisch)

Öffnungszeiten

Monatgs bis freitags 10.00 bis 17.00,
Samstags, sonntags und an Feiertagen 11.00 bis 17.00

Kontakt

http://www.verzetsmuseum.org

info@verzetsmuseum.org

+31 (0)20 620 25 35

Plantage Kerklaan 61
1018 CX Amsterdam