• Denkmal für die ermordeten Juden von Tarnopol
In der ehemals ostpolnischen Stadt Tarnopol (ukrainisch: Ternopil) erinnert ein Denkmal an die etwa 18.000 Juden der Stadt, die zwischen 1941 und 1944 von SS-Einsatzgruppen erschossen oder von der SS in das Vernichtungslager Belzec deportiert wurden.
Bild:Tarnopol, o.D., Eine Synagoge, Yad Vashem
Tarnopol, o.D., Eine Synagoge, Yad Vashem

Bild:Tarnopol, 2005, Denkmal am Ort von Massenerschießungen, Stiftung Denkmal
Tarnopol, 2005, Denkmal am Ort von Massenerschießungen, Stiftung Denkmal
Die Stadt Tarnopol (ukrainisch: Ternopil) liegt in der historischen Region Galizien. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs gehörte die Stadt, so wie ganz Galizien, zu Österreich-Ungarn, in der Zwischenkriegszeit war die Stadt polnisch. Bereits kurz nach der Stadtgründung 1540 siedelten sich in Tarnopol Juden an, sie stellten lange die Mehrheit der Bevölkerung. 1939 zählte die jüdische Gemeinde von Tarnopol etwa 18.000 Mitglieder, insgesamt lebten etwa 34.000 Menschen in der Stadt. Mit der Besatzung Tarnopols durch die Rote Armee im September 1939 wurde jüdisches Leben stark eingeschränkt. Als die deutsche Wehrmacht am 2. Juli 1941 Tarnopol einnahm, folgte den Truppen das SS-Sondekommando 4b. Zusammen mit ukrainischen Nationalisten führten die SS-Männer ein einwöchiges Pogrom gegen Juden durch, bei dem mindestens 600 Juden getötet wurden. Im September 1941 richtete die SS in Tarnopol als erster Stadt Galiziens ein Ghetto ein: Mindestens 12.500 Juden mussten auf engstem Raum im abgezäunten Armenviertel der Stadt leben. Tausende Juden mussten fortan Zwangsarbeit leisten. Mehrmals führten SS-Leute 1942 Erschießungen von Juden durch. Ab Sommer 1942 deportierte die SS mehrere Tausend Juden von Tarnopol in wenigen Monaten in das Vernichtungslager Belzec. Das mittlerweile zum Arbeitslager umfunktionierte Ghetto löste die SS im Sommer 1943 auf, indem SS-Männer alle dort verbliebenen Juden erschossen. Nur wenige Hundert Juden aus Tarnopol überlebten.
Bild:Tarnopol, o.D., Eine Synagoge, Yad Vashem
Tarnopol, o.D., Eine Synagoge, Yad Vashem

Bild:Tarnopol, 2005, Denkmal am Ort von Massenerschießungen, Stiftung Denkmal
Tarnopol, 2005, Denkmal am Ort von Massenerschießungen, Stiftung Denkmal
Fast alle der 18.000 Juden, die beim Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Tarnopol waren, kamen durch Erschießungen, Hunger und Krankheiten im Ghetto oder im Vernichtungslager Belzec ums Leben. Genaue Zahlen der Opfer sind nicht bekannt.
Bild:Tarnopol, 1941, Deutsche Offiziere schneiden jüdischen Männern den Bart ab, Yad Vashem
Tarnopol, 1941, Deutsche Offiziere schneiden jüdischen Männern den Bart ab, Yad Vashem

Bild:Tarnopol, 2005, Gedenktafel am Gebäude der Medizinischen Universität, Stiftung Denkmal
Tarnopol, 2005, Gedenktafel am Gebäude der Medizinischen Universität, Stiftung Denkmal
Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel Tarnopol an die Sowjet-Ukraine. Die meisten der wenigen hundert Überlebenden entschied sich für die Emigration. Bis auf den erhalten gebliebenen Neuen Jüdischen Friedhof gibt es nur noch wenige Spuren, die an vergangenes jüdischen Leben erinnern würden.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde in Tarnopol ein kleines Denkmal für die ermordeten Juden der Stadt errichtet. Es befindet sich in der Nähe der Massengräber, in denen die Opfer der Massenerschießungen von 1942 liegen.
In der Innenstadt, am Gebäude der Staatlichen Medizinischen Universität, ist eine Gedenktafel in Erinnerung an hunderte Juden angebracht, die dort ermordet wurden.
Bild:Tarnopol, 2005, Denkmal am Ort von Massenerschießungen, Stiftung Denkmal
Tarnopol, 2005, Denkmal am Ort von Massenerschießungen, Stiftung Denkmal

Bild:Tarnopol, 2014, Am jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Tarnopol, 2014, Am jüdischen Friedhof, Christian Herrmann
Name
Pamjatnyk schertwam holokostu u Ternopli
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.