• Gedenktafel zur Erinnerung an Tausende Juden der Stadt Grodno
In der heute belarussischen Großstadt Grodno (belarussisch: Hrodna) erinnert ein Denkmal auf dem Gebiet des ehemaligen Ghettos an die etwa 25.000 Juden, die dort zwischen 1941 und 1943 ums Leben kamen oder von der SS in Vernichtungslager deportiert und ermordet wurden.
Bild:Grodno, o.D., Stadtansicht aus der Vorkriegszeit, Leonore Martin
Grodno, o.D., Stadtansicht aus der Vorkriegszeit, Leonore Martin

Bild:Grodno, 2004, Denkmal am Eingang des ehemaligen Ghettos, Stiftung Denkmal
Grodno, 2004, Denkmal am Eingang des ehemaligen Ghettos, Stiftung Denkmal
Die Stadt Grodno an der Memel gehörte nach dem Ersten Weltkrieg zu Polen. In der Zwischenkriegszeit lebten dort etwa 21.000 Juden, sie machten fast die Hälfte der Gesamtbevölkerung der Stadt aus. Infolge des Hitler-Stalin-Paktes besetzte die Rote Armee Ostpolen und gliederte das Gebiet der Sowjetunion an, so auch Grodno, das nun an der neuen Grenze lag. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion marschierte die Wehrmacht am 23. Juni 1941 in Grodno ein. Im November 1941 ließ die Gestapo zwei Ghettos in Grodno einrichten: Eins für etwa 10.000 jüdische Zwangsarbeiter und ein Ghetto, in das als »unproduktiv« eingestufte Juden umziehen mussten. Im Herbst 1942 wurden über 20.000 Juden aus der Umgebung in der Nähe von Grodno im ehemaligen Kriegsgefangenenlager Kielbasin (auch: Kolbasino) gesammelt. Im November 1942 befanden sich insgesamt etwa 44.000 Juden als Häftlinge in Grodno. Zu dieser Zeit begann die SS mit der Räumung der Ghettos: Mitte November 1942 wurde eines der Ghettos aufgelöst, die Juden, die der SS nutzlos erschienen, wurden nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ungefähr zur gleichen Zeit wurden über 23.000 Juden aus dem Lager Kielbasin nach Auschwitz deportiert. Die übrigen Juden mussten in das Ghetto für Zwangsarbeiter umziehen. Das Zwangsarbeiterghetto blieb noch bis Januar 1943 bestehen, dann löste die SS auch dieses Ghetto auf: Mehr als 10.000 Juden aus Grodno wurden nach Auschwitz transportiert und zum größten Teil sofort in den Gaskammern ermordet. Als die Rote Armee Grodno Mitte Juli 1944 befreite, lebten in Grodno nur noch etwa 200 Juden.
Bild:Grodno, o.D., Stadtansicht aus der Vorkriegszeit, Leonore Martin
Grodno, o.D., Stadtansicht aus der Vorkriegszeit, Leonore Martin

Bild:Grodno, 2004, Denkmal am Eingang des ehemaligen Ghettos, Stiftung Denkmal
Grodno, 2004, Denkmal am Eingang des ehemaligen Ghettos, Stiftung Denkmal
Die gesamte jüdische Gemeinde, etwa 21.000 Männer, Frauen und Kinder aus Grodno, wurde von der SS aus den Ghettos in die Vernichtungslager Auschwitz und Treblinka deportiert, wo fast alle von ihnen ermordet wurden. Über 23.000 Juden aus der Umgebung von Grodno wurden vom Durchgangslager Kielbasin aus ebenfalls zu ihrer Ermordung in die Vernichtungslager deportiert.
Bild:Grodno, 2. November 1941, Die Umsiedlung in das Ghetto im Zentrum der Stadt, Żydowski Instytut Historyczny
Grodno, 2. November 1941, Die Umsiedlung in das Ghetto im Zentrum der Stadt, Żydowski Instytut Historyczny

Bild:Grodno, Juli 2004, Gedenktafel am ehemaligen Ghettoeingang in der Zamkowaja Straße, Stiftung Denkmal
Grodno, Juli 2004, Gedenktafel am ehemaligen Ghettoeingang in der Zamkowaja Straße, Stiftung Denkmal
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebten nur etwa 200 Juden in Grodno, das nun zur Sowjetunion gehörte. Sie wanderten bald nach Israel oder in die USA aus.
1965 wurde am ehemaligen Standort des Transitlagers Kielbasin eine Stele aufgestellt, die an die laut Inschrift über 14.000 Opfer erinnert.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden 1991/92 eine Gedenktafel sowie eine Menora am Eingang zum ehemaligen Ghetto errichtet. Das Denkmal finanzierten zwei ehemalige Ghetto-Häftlinge, die inzwischen wiedererstandene jüdische Gemeinde Grodnos sowie die Stadtverwaltung.
Am südlichen Ende der »Bolschaja Troizkaja«-Straße befindet sich die am Anfang des 20. Jahrhunderts erbaute Große Synagoge. Sie wurde Anfang der 2010er Jahr restauriert. Seit 2012 befindet sich das Museum der Geschichte der Grodnoer Juden dort.
Früher befand sich ebenfalls in der »Bolschaja Troizkaja«-Straße ein jüdischer Friedhof. In den 1950er Jahren wurde der Friedhof von den sowjetischen Behörden planiert und in einen Parkplatz umgewandelt. Heute befindet sich dort ein Einkaufszentrum.
Bild:Grodno, 2006, Denkmal für die Opfer des Transitlagers Kielbasin, www.jhrgbelarus.org
Grodno, 2006, Denkmal für die Opfer des Transitlagers Kielbasin, www.jhrgbelarus.org

Bild:Grodno, 2017, Die renoierte Große Synagoge, IBB Minsk
Grodno, 2017, Die renoierte Große Synagoge, IBB Minsk
Name
Memorialnaja doska pamjati tysjatschej ewreew g. Grodno
Adresse
Zamvakaya vulica
230000 Hrodna
Web
http://bhsinagoga.by