• Denkmal »Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht«
In dem Ort Widnyj, in der Nähe der Stadt Luhansk, erinnert seit 1945 ein Denkmal an die Juden der Stadt und Umgebung, die während der deutschen Besatzung ermordet wurden.
Bild:Luhansk, vor 1917, Stadtansicht, gemeinfrei
Luhansk, vor 1917, Stadtansicht, gemeinfrei

Bild:Widnyj, 2013, Torbogen mit der Inschrift »Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht«, eva-gorlan.livejournal.com
Widnyj, 2013, Torbogen mit der Inschrift »Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht«, eva-gorlan.livejournal.com
Luhansk (russisch: Lugansk) ist die Hauptstadt der gleichnamigen Verwaltungseinheit im Osten der Ukraine. Sie wurde Ende des 18. Jahrhunderts gegründet und hieß von 1935 bis 1958 und von 1970 bis 1992 zu Ehren des sowjetischen Verteidigungsministers zur Stalinzeit Woroschilowgrad. Die Stadt entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum der Schwerindustrie.
Juden lebten seit Ende des 19. Jahrhunderts in Luhansk. 1926 machten sie etwa 10 Prozent der Bevölkerung aus. In den 1930er Jahren waren die meisten Juden in der Industrie und im Eisenbahngewerbe tätig und die Zahl der jüdischen Einwohner stieg auf bis zu 11.000 an.
Die deutsche Wehrmacht eroberte die Stadt erst ein Jahr nach ihrem Angriff auf die Sowjetunion am 17. Juli 1942. Zuvor floh bereits der Großteil der jüdischen Bevölkerung ins Innere der Sowjetunion. Die deutschen Behörden zählten im September 1942 1.038 Juden.
Am 1. November 1942 trieben die deutschen Besatzer die Juden auf dem Hauptplatz zusammen und fuhren sie zum Ort Ostraja Mogila (ukrainisch: Hostra Mohyla) südöstlich der Stadt (heute: Ortschaft Widnyj). Die Männer der Einsatzgruppe C erschossen die jüdischen Kinder, Frauen und Männer und verscharrten sie in Panzergräben. Einige wurden in Gaswägen erstickt. Unter den Opfern waren auch etwa 100 Juden aus Altschewsk und weiteren nahe gelegenen Orten. Die letzten noch in Luhansk lebenden Juden wurden am 21. Januar 1943 am selben Ort ermordet.
Etwa drei Wochen später wurde Luhansk durch die Rote Armee zurückerobert.
Bild:Luhansk, vor 1917, Stadtansicht, gemeinfrei
Luhansk, vor 1917, Stadtansicht, gemeinfrei

Bild:Widnyj, 2013, Torbogen mit der Inschrift »Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht«, eva-gorlan.livejournal.com
Widnyj, 2013, Torbogen mit der Inschrift »Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht«, eva-gorlan.livejournal.com
Nach Angaben der der sowjetischen Außerordentlichen Staatlichen Kommission wurden insgesamt über 1.900 Juden im Ort Hostra Mohyla ermordet. Eine weitere Massenerschießungsstätte befindet sich östlich der Stadt, im Ort Ivanyshchiv Yar. Dort wurden nach Angaben der Kommission ebenfalls an die 1.900 Menschen ermordet.
58% der ermordeten Zivilisten in Luhansk waren Juden.
Bild:Luhansk, vor 1917, Synagoge, gemeinfrei
Luhansk, vor 1917, Synagoge, gemeinfrei

Bild:Widnyj, 2016, Ukrainische Inschrift am Denkmal, gemeinfrei
Widnyj, 2016, Ukrainische Inschrift am Denkmal, gemeinfrei
1959 zählte die Stadt 5.500 jüdische Einwohner. Die meisten wanderten in den 1990er Jahren aus der Ukraine aus, viele zogen nach Deutschland.
Nach dem Krieg konnten nur wenige Opfer identifiziert werden. 1945 wurde an der Erschießungsstätte ein Denkmal errichtet. In Anlehnung auf das Massaker vom September 1941 in Kiew wird es auch »Babij Jar von Luhansk« genannt. Das Grab ist bis heute nicht vollständig umfriedet, teilweise befinden sich dort Grundstücke und Häuser. Das Denkmal besteht aus einem Betonbogen mit der Inschrift »Wir vergessen nicht, wir vergeben nicht«, der Einlass zu einem mit Steinplatten ausgelegten Platz gewährt. Auf dem Sockel des Denkmals in Form eines Soldaten, der ein totes Kind auf dem Arm hält, steht die Inschrift: »An diesem Ort im November 1942 haben deutsche faschistische Eindringlinge an die 3.000 Kinder, Frauen und Zivilisten aus Luhansk vernichtet«. Im Laufe der Zeit wurde das Denkmal mehrmals beschädigt, einige der Platten mit den eingravierten Namen der Opfer wurden gestohlen, die Übriggebliebenen sind witterungsbedingt verblasst.
Das Denkmal befindet sich 200 Meter von der Hauptstraße zum Flughafen entfernt im Ort Widnyj. 2015 wurde das Denkmal restauriert. In der Nähe wurde im September 2016 ein gleichnamiges Denkmal auf Initiative der Führung der international nicht anerkannten »Volksrepublik Lugansk« und der Organisation »Mir Luganschine« errichtet. Nach Angaben lokaler Medien soll es an 500 Personen erinnern, die durch den Konflikt in Luhansk umgekommen sind und beim Denkmal in einem Massengrab beerdigt wurden.
Bild:Widnyj, 2013, Zugewachsener Platz vor dem Denkmal, eva-gorlan.livejournal.com
Widnyj, 2013, Zugewachsener Platz vor dem Denkmal, eva-gorlan.livejournal.com

Bild:Widnyj, 2013, Soldat mit totem Kind, eva-gorlan.livejournal.com
Widnyj, 2013, Soldat mit totem Kind, eva-gorlan.livejournal.com
Name
Ne sabudemo, ne prostimo
Adresse
ul. Sadalnikowa
91000 Luhansk
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.