• Erinnerung an den Leopoldstädter Tempel
Im Wiener Stadtteil Leopoldstadt erinnern vier weiße Säulen im Originalmaßstab an die Synagoge Leopoldstädter Tempel, die während des Novemberpogroms 1938 zerstört worden war.
Bild:Wien, vor 1900, Der 1858 eröffnete Leopoldstädter Tempel, gemeinfrei
Wien, vor 1900, Der 1858 eröffnete Leopoldstädter Tempel, gemeinfrei

Bild:Wien, 2006, Vier Säulen erinnern an den Leopoldstädter Tempel, Gryffindor
Wien, 2006, Vier Säulen erinnern an den Leopoldstädter Tempel, Gryffindor
Der Leopoldstädter Tempel wurde zwischen 1854 und 1858 nach den Plänen des Architekten Ludwig Förster errichtet, zu einer Zeit, in der sich jüdisches Leben in Wien – nach den Umwälzungen der bürgerlichen Revolution von 1848 – rasant entwickelte. In den folgenden Jahrzehnten sollte sich die Anzahl von Juden in der Stadt vervielfachen, ihr gesellschaftlicher Einfluss wuchs enorm.
Auch die orientalisch anmutende Architektur des Tempels war stilbildend; so weist die heute noch stehende Synagoge in Zagreb oder der Choraltempel in Bukarest große Ähnlichkeiten mit dem Wiener Original auf. Der Innenraum, der 2.000 Besuchern Platz bieten konnte, war reichlich dekoriert. Nach einem Feuer 1917 musste die Synagoge renoviert werden.
Mit dem »Anschluss« Österreichs an das deutsche Reich im März 1938 geriet auch Wien unter die Kontrolle der Nationalsozialisten, unmittelbar darauf gab es zahlreiche Übergriffe gegen Juden. Bei den Novemberpogromen 1938 zerstörten Nationalsozialisten 42 jüdische Einrichtungen in Wien, darunter den Leopoldstädter Tempel.
Bild:Wien, vor 1900, Der 1858 eröffnete Leopoldstädter Tempel, gemeinfrei
Wien, vor 1900, Der 1858 eröffnete Leopoldstädter Tempel, gemeinfrei

Bild:Wien, 2006, Vier Säulen erinnern an den Leopoldstädter Tempel, Gryffindor
Wien, 2006, Vier Säulen erinnern an den Leopoldstädter Tempel, Gryffindor
Zwischen 1939 und 1945 wurden mehr als 48.000 Juden von Wien aus verschleppt. Nur 2.470 haben überlebt.
Bild:Wien, 1941, Ruine des Tempels mit dem Nordflügel im Hintergrund, Privatbesitz Pierre Genée, Foto: Kurt Mezei
Wien, 1941, Ruine des Tempels mit dem Nordflügel im Hintergrund, Privatbesitz Pierre Genée, Foto: Kurt Mezei

Bild:Wien, 2011, Gedenktafel in der Tempelgasse, http://www.flickr.com/photos/russianchild007/
Wien, 2011, Gedenktafel in der Tempelgasse, http://www.flickr.com/photos/russianchild007/
Das Gebäudekomplex des Leopoldtstädter Tempels bestand ursprünglich aus drei Flügeln. Im November 1938 wurde der Haupttrakt der Synagoge zerstört. Die Ruinen waren noch jahrzehntelang zu sehen, bis in den 1970er Jahren an der Stelle ein Parkplatz entstand. In den 1990er Jahren wurde das Gelände erneut bebaut und am Tor zum neuen Gebäude eine Gedenktafel angebracht. 1998 wurden dort, wo die Fassade der Synagoge stand, vier weiße Säulen im Originalmaßstab aufgestellt, die an die Größe des Tempels erinnern sollen. Das so entstandene Denkmal ist eine Arbeit des Architekten Martin Kohlbauer.
Der Südflügel und der Nordflügel blieben vorerst bestehen, wobei der Südflügel im Krieg zerstört und am Anfang der 1950er Jahre geschliffen wurde. Im Nordflügel existierte bis 1945 ein Kinderheim der Israelitischen Gemeinde, nach dem Krieg wohnten dort jüdische Rückkehrer. Seit Anfang der 1980er Jahre ist eine Talmudschule dort beheimatet.
Bild:Wien, 2011, Der heute noch stehende Nordflügel, http://www.flickr.com/photos/russianchild007/
Wien, 2011, Der heute noch stehende Nordflügel, http://www.flickr.com/photos/russianchild007/

Bild:Wien, 2006, Gedenktafel, Gryffindor
Wien, 2006, Gedenktafel, Gryffindor
Name
Erinnerung an den Leopoldstädter Tempel
Adresse
Tempelgasse 3
1020 Wien