• Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße
Seit März 2013 erinnert eine Dauerausstellung im Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße in Berlin an die etwa 2.000 Menschen, die von März bis Dezember 1933 in das Gefängnis verschleppt und hier gefangengehalten, verhört und gefoltert wurden.
Bild:Berlin, 1933, Als Hilfspolizei eingesetzte SA beim Waffenappell, Bundesarchiv, Bild 102-02974A
Berlin, 1933, Als Hilfspolizei eingesetzte SA beim Waffenappell, Bundesarchiv, Bild 102-02974A

Bild:Berlin, 2011, Außenansicht der Gedenkstätte, Gedenkort Papestraße, Johannes Kramer
Berlin, 2011, Außenansicht der Gedenkstätte, Gedenkort Papestraße, Johannes Kramer
In der Papestraße im Berliner Stadtteil Schöneberg wurde 1874/75 eine Eisenbahnerkaserne in der Nähe der Bahnlinie gebaut. Diese Regimenter hatten die Aufgabe, im Kriegsfall den militärischen Nachschub mit Zügen zu organisieren sowie Material zu Truppenübungsplätzen zu transportieren. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude auf verschiedene Arten genutzt. Mit der Machtübernahme im Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten brutal gegen ihre Gegner vorzugehen, vor allem die SA verbreitete Terror auf den Straßen. Im Land Preußen ernannte Innenminister Hermann Göring im Februar 1933 etwa 50.000 SA-Männer zu Hilfspolizisten. Als in der Nacht auf den 28. Februar der Reichstag nach einer Brandstiftung ausbrannte, hob die Reichsregierung die Weimarer Verfassung mit der sogenannten Reichstagsbrandverordnung auf: Überall im Deutschen Reich verfolgte die SA Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaftler und Juden. In improvisierten Gefängnissen und Folterkellern verhörten und folterten Angehörige der SA ihre Opfer. Ein solches Gefängnis richtete die SA im März 1933 in einem ehemaligen Wirtschaftsgebäude auf dem Gelände der Eisenbahnerkaserne in der Papestraße ein. Bis zu 2.000 Menschen waren hier während der kurzen Bestehenszeit des Gefängnisses inhaftiert. Die Haft war geprägt von brutalen Verhören und Gewalt, die Gefangenen wurden schlecht versorgt und lebten unter unzureichenden hygienischen Bedingungen. Im Dezember 1933 wurde das Gefängnis wieder aufgelöst, es geriet daraufhin in Vergessenheit.
Bild:Berlin, 1933, Als Hilfspolizei eingesetzte SA beim Waffenappell, Bundesarchiv, Bild 102-02974A
Berlin, 1933, Als Hilfspolizei eingesetzte SA beim Waffenappell, Bundesarchiv, Bild 102-02974A

Bild:Berlin, 2011, Außenansicht der Gedenkstätte, Gedenkort Papestraße, Johannes Kramer
Berlin, 2011, Außenansicht der Gedenkstätte, Gedenkort Papestraße, Johannes Kramer
Von den etwa 2.000 Häftlingen, die zwischen März und Dezember 1933 im SA-Gefängnis in der Papestraße inhaftiert waren, konnten die Namen von 500 Menschen ermittelt werden. Es handelt sich bei ihnen vor allem um Kommunisten und Sozialdemokraten, aber auch um Gewerkschaftsmitglieder und Juden. Mindestens 30 Gefangene starben an den Folgen der Folter in der Haft.
Bild:Berlin, o.D., Kurt Michaelis ließ die Spuren der Misshandlungen fotografieren, Landesarchiv Berlin
Berlin, o.D., Kurt Michaelis ließ die Spuren der Misshandlungen fotografieren, Landesarchiv Berlin

Bild:Berlin, 2013, Lichtinstallation mit Namen von Gefangenen, Gedenkort Papestraße, Harry Weber
Berlin, 2013, Lichtinstallation mit Namen von Gefangenen, Gedenkort Papestraße, Harry Weber
Nach dem Krieg geriet das SA-Gefängnis in Vergessenheit. Das Gebäude an der Papestraße wurde 1947/48 als Lese- und Wärmehalle des Bezirks genutzt. Eine Gedenktafel, die den »Opfern des frühen Naziterrors« gewidmet ist, wurde 1981 in der Straße, jedoch nicht am richtigen Gebäude angebracht. Anwohner begannen daraufhin, Nachforschungen anzustellen. Die Soziologin Sylvia Walleczek, der Bildhauer Rolf Scholz und der Historiker Kurt Schilde gründeten 1991 die »Geschichts­werkstatt Papestraße«. Ein Jahr später machten sie das ehemalige Gefängnis im heutigen Gedenkort ausfindig. Im Gegensatz zu ähnlichen Orten des frühen nationalsozialistischen Terrors waren hier noch viele Spuren des Gefängnisses erhalten geblieben, unter anderem Kritzeleien und Zeichnungen an den Kellerwänden. Seitdem setzte sich die Geschichtswerkstatt dafür ein, in dem ehemaligen Gefängnis einen Gedenkort einzurichten. Dieses Vorhaben fand 2003 die Unterstützung der Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof-Schöneberg. Nach dem Beschluss eine Gedenkstätte in dem ehemaligen Kasernengebäude einzurichten, konnten die Räume schließlich 2011 der Öffentlichkeit übergeben werden. Im März 2013 wurde zudem eine Dauerausstellung eröffnet.
Bild:Berlin, 2013, Kellergang im ehemaligen Gefängnis, Gedenkort Papestraße, Harry Weber
Berlin, 2013, Kellergang im ehemaligen Gefängnis, Gedenkort Papestraße, Harry Weber

Bild:Berlin, 2013, Blick in die Ausstellung, Gedenkort Papestraße, Harry Weber
Berlin, 2013, Blick in die Ausstellung, Gedenkort Papestraße, Harry Weber
Name
Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße
Adresse
Werner-Voß-Damm 54 a
12101 Berlin
Telefon
+49(0)30 902 77–6163
Web
http://www.gedenkort-papestrasse.de
E-Mail
mail@gedenkort-papestrasse.de
Öffnungszeiten
Dienstag, Mittwoch, Donnerstag und Sonntag: 14.00 bis 18.00
Montag bis Freitag für Besuchergruppen nach tel. Vereinbarung von 10.00 bis 14.00
Angebot
Kostenlose Führungen jeden Sonntag um 14.00