• Ausstellung Schienenverkehr im Deutschen Technikmuseum
Das Deutsche Technikmuseum informiert in seiner Ausstellung auch über die Mitwirkung der Deutschen Reichsbahn am Holocaust und erinnert durch die Darstellung von Einzelbiographien an das Schicksal deportierter Juden.
Bild:Berlin, 2010, Ausstellung im Lokschuppen 2 des Deutschen Technikmuseums, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Ausstellung im Lokschuppen 2 des Deutschen Technikmuseums, Stiftung Denkmal
Ab Oktober 1941 begann das Berliner Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Zusammenarbeit mit dem Reichsverkehrsministerium mit der Durchführung von Deportationen von Juden aus dem Deutschen Reich in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in deutsch besetzte Gebiete im Osten. Die transporttechnischen Belange der Deportation plante das Referat IV B 4 des RSHA – das »Judenreferat« Adolf Eichmanns. Bereits seit 1939 hatte das RSHA unter anderem bei der Umsetzung von groß angelegten »Umsiedlungsaktionen« auf die Dienste der Eisenbahn zurückgegriffen. Für die Belange der Deutschen Reichsbahn war das Referat 21 »Massenbeförderungen« im Reichsverkehrsministerium zuständig. Es prüfte die Bestellungen von Sonderzügen durch die Gestapo und gab die Erstellung der entsprechenden Fahrpläne in Auftrag. Eine Unterabteilung dieses Referats koordinierte die Planungen aller an den Deportationen beteiligten Stellen. Die Reichsbahn stellte anfangs ältere Personenzüge für die Deportationen zur Verfügung, ab 1942 setzte sie jedoch vermehrt Güterwaggons ein. Bis zu 1.000 Menschen konnten die Züge in einem Transport mitführen. Die »Beförderung« der Juden stellte die Reichsbahn der jeweiligen jüdischen Gemeinde in Rechnung: pro gefahrenen Kilometer vier Pfennig für Erwachsene und zwei Pfennig für Kinder. Bei mehr als 400 Personen in einem Transport gewährte die Reichsbahn Nachlässe.
Bild:Berlin, 2010, Ausstellung im Lokschuppen 2 des Deutschen Technikmuseums, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Ausstellung im Lokschuppen 2 des Deutschen Technikmuseums, Stiftung Denkmal
Etwa 130.000 Juden aus dem Deutschen Reich wurden mit der Eisenbahn in Ghettos und Vernichtungslager im Osten transportiert. Allein von Berliner Bahnhöfen fuhren etwa 180 Züge mit mehr als 50.000 Juden ab.
Bild:Berlin, 2010, Informationstafel in der Ausstellung, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Informationstafel in der Ausstellung, Stiftung Denkmal

Bild:Berlin, 2010, Bilder der Ausstellung, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Bilder der Ausstellung, Stiftung Denkmal
Über einen langen Zeitraum wurde in der Öffentlichkeit über die Rolle der Eisenbahn in der Zeit des Nationalsozialismus nicht gesprochen. Erst Ende der 1980er Jahre begann eine allmähliche Aufarbeitung dieser Geschichte. Nachdem der öffentliche Druck auf die Deutsche Bahn immer stärker wurde, begann auch sie damit, sich ihrer Vergangenheit zu stellen.
Bereits seit 1988 informiert das Deutschen Technikmuseum über die Deportationen von Juden durch die Deutsche Reichsbahn. Ein ehemaliger Güterwaggon, der für die Deportation von Juden benutzt wurde, ist seither im Museum ausgestellt. Im Oktober 2005 wurde im Lokschuppen 2 eine Dauerausstellung zum Thema eingeweiht. Sie versucht dem Anspruch gerecht zu werden, eine vollständige Übersicht der Deportationen aus dem Deutschen Reich in Ghettos und Vernichtungslager zu geben. Die Ausstellung wurde vom Leiter des Fachgebiets Schienenverkehr Alfred Gottwaldt konzipiert. Unter anderem zeigt sie zwölf Einzelschicksale deportierter Juden aus Berlin und Brandenburg. Besucher können an einer Medienstation Informationen zu sämtlichen »Judentransporten« abrufen, außerdem werden beispielhaft zwölf aus Berlin abgehende Transporte ausführlich erläutert.
Bild:Berlin, 2010, Deportationswaggon, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Deportationswaggon, Stiftung Denkmal

Bild:Berlin, 2010, Szene in der Ausstellung, Stiftung Denkmal
Berlin, 2010, Szene in der Ausstellung, Stiftung Denkmal
Name
Ausstellung Schienenverkehr im Deutschen Technikmuseum
Adresse
Trebbiner Straße 9
10963 Berlin
Telefon
+49(0) 30 90 254 0
Fax
+49(0) 30 90 254 175
Web
http://www.sdtb.de
E-Mail
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Öffnungszeiten
Dienstags bis freitags 9.00 bis 17.30, samstags und sonntags 10.00 bis 18.00, montags geschlossen
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Allgemeine und spezielle Führungen für Kindergruppen, Schulgruppen und andere Gruppen, Kindergeburtstage, Gruppenaktionen, Vorträge, Tagungen, historisches Archiv, Museumspark