Mahnmal Levetzowstraße

Mahnmal Levetzowstraße


In der Levetzowstraße in Berlin-Moabit befand sich eine der größten Synagogen Berlins. Die Nationalsozialisten richteten dort 1941 ein Sammellager für Berliner Juden ein, die sie anschließend in den Osten deportierten. Am Standort der im Krieg zerstörten Synagoge erinnert seit 1988 ein Mahnmal an die deportierten Berliner Juden.

Geschichte

Die Liberale Synagoge in der Levetzowstraße wurde 1914 eingeweiht, sie bot für über 2.000 Menschen Platz. Bei den Novemberpogromen 1938 zerstörten Nationalsozialisten einen Teil der Einrichtung, die Synagoge wurde jedoch nicht zerstört. Als die nationalsozialistische Führung im Herbst 1941 begann, Juden aus dem Deutschen Reich massenhaft zu deportieren, zwang die Gestapo die Jüdische Gemeinde in der Synagoge ein Sammellager einzurichten. Die Gestapo holte die jüdischen Familien meist mitten in der Nacht aus ihren Wohnungen in den angrenzenden Stadtbezirken, um sie anschließend in die Levetzowstraße zu verschleppen. Im streng bewachten Sammellager verbrachten die Juden meist nur wenige Tage, bevor sie in Ghettos und Vernichtungslager im besetzten Osten deportiert wurden. Für ihre Verpflegung musste die jüdische Gemeinde aufkommen. Vor der »Evakuierung« zwangen die Behörden die Juden ein Formular zur Angabe ihres Vermögens auszufüllen. Daraufhin bemächtigte sich der Staat ihres Besitzes. Mitgeführte Wertsachen sammelte die Gestapo ein. Nach der Zusammenstellung eines Transportes in den Sammellagern trieben Polizei und SS die Juden zum Deportationsbahnhof, oft schlugen sie mit Schlagstöcken und Peitschen auf die Opfer ein. Dort mussten sie Sonderzüge der Deutschen Reichsbahn besteigen. Wahrscheinlich bis zum Frühjahr 1942 fuhren die Deportationszüge vom Bahnhof Grunewald ab; wegen der kürzeren Entfernung von Sammellagern wie in der Levetzowstraße fuhren sie danach vom Güterbahnhof Moabit und vom Anhalter Bahnhof.

Opfergruppen

Über 50.000 der aus Berlin deportierten Juden überlebten den Krieg nicht. Viele Transporte endeten in den Ghettos Theresienstadt, Minsk, Riga, Kaunas (russisch: Kowno) und Lodz. Ab Juli 1942 fuhren viele Transporte mit Berliner Juden direkt nach Auschwitz-Birkenau und in andere Vernichtungslager.

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Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 begann die staatliche Verfolgung der Gegner des Regimes, von Juden, als »Zigeuner« bezeichneten Roma, Patienten sowie zahlreichen anderen Gruppen. Antisemitismus wurde erstmals Bestandteil der Regierungspolitik eines modernen Staates, die Verfolgung aller Gruppen schrittweise verschärft. Dabei griffen staatliche Verordnungen, Gewalttaten von Anhängern des Regimes und die Hetze der Presse ineinander. Der Terror gegen Juden im November 1938 (»Kristallnacht«) mit etwa hundert Toten bildete den Scheitelpunkt hin zur vollständigen Ausgrenzung und Ermordung der jüdischen Minderheit. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 gerieten weite Teile Europas unter deutsche Herrschaft. Insbesondere im Osten entstand ein vielgliedriges System von Lagern und Mordstätten, in dem die SS bis zu sechs Millionen Juden, unter ihnen etwa 165.000 deutsche Juden, ermordete. Die Zahl der übrigen Deutschen, die in Folge des Krieges ihr Leben verloren, wird auf etwa sieben Millionen geschätzt, darunter fast 3,5 Millionen Zivilisten. Etwa 28 Millionen Einwohner der besetzten Sowjetunion (Soldaten und Zivilbevölkerung) und drei Millionen nichtjüdische Polen kamen gewaltsam zu Tode; an sie wird in Deutschland bis heute kaum erinnert. Deutschland wurde 1945 von den Alliierten besetzt; 1949 entstanden die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) mit sehr unterschiedlichen Gedenkkulturen. In der DDR dominierte die Selbstinterpretation als »antifaschistischer« deutscher Nachfolgestaat. Die Orte der ehemaligen Konzentrationslager (KZ) Buchenwald, Ravensbrück und Sachsenhausen wurden zu »Nationalen Mahn- und Gedenkstätten« und stellten vor allem den kommunistischen Widerstand dar. In der Bundesrepublik dominierte zunächst die Erinnerung an die Opfer der alliierten Bombenangriffe, von Flucht und Vertreibung. Das Gedenken an die nationalsozialistische Verfolgung, den Holocaust oder den Widerstand war einzelnen Gruppen überlassen, Täter und Tatbeteiligungen – außerhalb juristischer Prozesse – kein Gegenstand öffentlicher Diskussion. Das änderte sich ab Mitte der 1960er Jahre, als nach intensiver Debatte die Verjährung für Mord aufgehoben wurde. Gleichzeitig entstanden Erinnerungsstätten an Orten ehemaliger KZ (1965: Dachau und Neuengamme; 1966: Bergen-Belsen) und die Gedenkstätte Deutscher Widerstand 1968 in West-Berlin. Erst in den 1980er Jahren entwickelte sich durch lokale Initiativen eine vielfältige, oft kleinteilige Erinnerungslandschaft. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden eine gesamtstaatliche Gedenkstättenkonzeption entwickelt und Orte der Erinnerung umfangreich überarbeitet. Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin konnte 2005 der Öffentlichkeit übergeben werden. Eine umfangreiche Dokumentation der nationalsozialistischen Verbrechen und ihrer Täter, die Topographie des Terrors, wurde im Mai 2010 eröffnet; das Ausstellungszentrum »Flucht, Vertreibung, Versöhnung« folgte 2021. Mittlerweile erinnern zentrale Denkmäler in Berlin auch an weitere Opfergruppen: An die ermordeten Sinti und Roma, an die Opfer im Rahmen der NS-»Euthanasie« ermordeten Patienten und an die verfolgten Homosexuellen. Die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in den früheren Ostgebieten fielen nach Kriegsende einem doppelten Vergessen anheim. Die Erinnerung blieb für Jahrzehnte auf landsmannschaftliche Verbände in der BRD beschränkt und schloss die Zeit von 1933 bis 1945 meist aus. Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs nehmen sich jedoch deutsche, polnische, litauische und russische Initiativen auch dieses Teils der deutschen Vergangenheit an.

Erinnerung

Die Reste der 1944 von Bombentreffern zerstörten Synagoge wurden Mitte der 1950er Jahre abgerissen. Das Deportationsmahnmal am ehemaligen Standort der Synagoge entstand 1988 auf Initiative des Berliner Senats. Zwei Architekten, Jürgen Wenzel und Theseus Bappert sowie der Bildhauer Peter Herbrich errichteten eine stilisierte Deportationsrampe mit einem Güterwaggon sowie eine Stahlwand, an der Daten zu den einzelnen Deportationen aus Berlin eingefräst sind. An der Rampe und im Inneren des Waggons sind zusammengeschnürte Menschengruppen aus Marmor sichtbar. Darüber hinaus befinden sich an der Stelle des ehemaligen Synagogeneingangs in den Boden eingelassene Metalltafeln, auf denen die Reliefs von nicht mehr existierenden Berliner Synagogen abgebildet sind.

Öffnungszeiten

Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.

Kontakt

Levetzowstraße 7-8
10555 Berlin