• Holocaustdenkmal »Menora in Flammen«
Seit 1990 erinnert in Belgrad das Denkmal »Menorah in Flammen« des Künstlers Nandor Glid an die etwa 9.000 Belgrader Juden, die während der deutschen Besatzung von 1941-1944 von SS- und Wehrmachtseinheiten ermordet oder in Lager verschleppt wurden.
Bild:Belgrad, o.D., Die 1944 zerstörte Synagoge Bet Israel, Jevrejski istorijski muzej
Belgrad, o.D., Die 1944 zerstörte Synagoge Bet Israel, Jevrejski istorijski muzej

Bild:Belgrad, o.J., Holocaust-Denkmal »Menorah in Flammen«, Jevrejska Opština Beograd
Belgrad, o.J., Holocaust-Denkmal »Menorah in Flammen«, Jevrejska Opština Beograd
In der serbischen Hauptstadt Belgrad lebten 1941 über 9.000 Juden. Juden hatten sich seit dem 16. Jahrhundert in Serbien angesiedelt, sie waren in der serbischen Gesellschaft integriert. Die deutsche Wehrmacht besetzte das serbische Kernland im April 1941. Sofort begannen die deutschen Besatzungsbehörden gegen Juden vorzugehen: Sie wurden vom öffentlichen Leben Schritt für Schritt ausgegrenzt, mussten sich registrieren lassen und eine Kennzeichnung an der Kleidung tragen. Nachdem sich im Sommer 1941 Widerstand gegen die Wehrmacht formierte, nahmen die Deutschen dies zum Anlass, an den Juden »Vergeltung« zu üben: Für jeden getöteten deutschen Soldaten erschossen Wehrmachtsangehörige hundert serbische Männer, für jeden verletzten fünfzig Serben – für die »Vergeltung« wählten die Besatzer vorzugsweise jüdische Männer aus. Jüdische Frauen und Kinder blieben von den Erschießungsaktionen zunächst verschont. Sie wurden jedoch im Winter 1941 in verschiedene Lager deportiert, vor allem in das »Judenlager Semlin« auf dem Belgrader Messegelände (serbisch: Sajmište). Anfang 1942 schickte das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) einen Gaswagen nach Belgrad. In diesem Wagen wurden die etwa 6.500 Häftlinge des Lagers Semlin nach und nach mit Motorabgasen erstickt. Der Großteil von ihnen waren jüdische Frauen und Kinder. Im Sommer 1942 meldete der Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD (BdS) Schäfer an seine Vorgesetzten im RSHA in Berlin: »Serbien ist judenfrei.«
Bild:Belgrad, o.D., Die 1944 zerstörte Synagoge Bet Israel, Jevrejski istorijski muzej
Belgrad, o.D., Die 1944 zerstörte Synagoge Bet Israel, Jevrejski istorijski muzej

Bild:Belgrad, o.J., Holocaust-Denkmal »Menorah in Flammen«, Jevrejska Opština Beograd
Belgrad, o.J., Holocaust-Denkmal »Menorah in Flammen«, Jevrejska Opština Beograd
Von den über 9.000 Belgrader Juden überlebten nur sehr wenige. In ganz Serbien lebten vor dem Krieg etwa 12.500 Juden, bis auf etwa 2.000 wurden alle jüdischen Männer, Frauen und Kinder von deutschen Einheiten ermordet.
Bild:Belgrad, 2005, Inschrift mit Widmung am Denkmal, Jonathan Davis
Belgrad, 2005, Inschrift mit Widmung am Denkmal, Jonathan Davis

Im Stadtbezirk Dorćol, bis zum Ersten Weltkrieg der jüdische Wohnbezirk Belgrads, errichteten die Stadt Belgrad und die örtliche jüdische Gemeinde 1990 ein Denkmal des Künstler Nandor Glid. Die Skulptur »Menora u plamenu« (deutsch: »Menora in Flammen«) ist der jüdischen Gemeinde Belgrads, sowie allen Juden Serbiens gewidmet, die im Holocaust ums Leben kamen. In Belgrad existiert zum Gedenken an die jüdischen Opfer neben diesem Denkmal nur das Denkmal für die jüdischen Opfer des Faschismus auf dem jüdischen Friedhof. Der Künstler Nandor Glid (1924-1997), der selbst als jüdischer Zwangsarbeiter und Partisan den Holocaust überlebte, schuf mehrere bekannte Denkmäler zum Gedenken an Holocaustopfer, darunter das Internationale Mahnmal der KZ-Gedenkstätte Dachau (1968) und weitere Denkmäler im damaligen Jugoslawien. Das bereits 1997 begonnene Holocaustdenkmal in Saloniki, das eine Variante der Belgrader Menora darstellt, wurde nach dem Tod Nandor Glids im selben Jahr von seinen Söhnen vollendet.
Bild:Belgrad, 2005, Das Denkmal von der Donau aus gesehen, Jonathan Davis,
Belgrad, 2005, Das Denkmal von der Donau aus gesehen, Jonathan Davis,

Name
Spomenik »Menora u plamenu«
Adresse
Donaupromenade (Šetalište) Ecke Ulica Tadeuša Košćuška
11000 Beograd
Öffnungszeiten
Das Denkmal ist jederzeit zugänglich.