• Erinnerung an die Opfer des Pogroms vom Juni 1941
In der Universitätsstadt Jassy im Nordosten Rumäniens erinnern mehrere Erinnerungsorte an die Opfer des Pogroms vom Juni 1941. Vom 29. Juni bis zum 1. Juli 1941 töteten rumänische Polizisten, Gendarmen und Zivilisten, aber auch rumänische und deutsche Soldaten, mehrere Tausend Juden aus Jassy. Die meisten der Opfer wurden in Massengräbern auf dem jüdischen Friedhof bestattet.
Bild:Bei Târgu Frumos, 1941, Leichen aus einem der »Todeszüge« aus Jassy werden neben die Gleise geworfen, Serviciul Roman de Informatii
Bei Târgu Frumos, 1941, Leichen aus einem der »Todeszüge« aus Jassy werden neben die Gleise geworfen, Serviciul Roman de Informatii

Bild:Jassy, 2019,  Das Denkmal vor der Großen Synagoge, Stiftung Denkmal
Jassy, 2019, Das Denkmal vor der Großen Synagoge, Stiftung Denkmal
Die Universitätsstadt Jassy (rumänisch: Iaşi) liegt im Nordosten Rumäniens in der historischen Region Moldau. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten etwa 45.000 Juden in Jassy, sie machten etwa die Hälfte aller Einwohner aus. Die Großstadt wurde früh zu einem Zentrum jüdischen Lebens, war jedoch auch geprägt von Antisemitismus: hier wurde 1923 von Studenten die faschistische »Legion Erzengel Michael« gegründet, die später als »Eiserne Garde« massiven antijüdischen Terror verbreitete.
Im Juni 1941 bereiteten deutsche und rumänische Truppen in Jassy gemeinsam den bevorstehenden Angriff auf die Sowjetunion vor. Jassy lag an der damaligen Grenze zur Sowjetunion. Am 19. Juni 1941 befahl der rumänische Diktator Ion Antonescu dem Stadtkommandanten von Jassy Oberst Lupu, alle Juden zu registrieren, um sie später verhaften zu können. Am 22. Juni 1941 begann der Angriff der deutschen und rumänischen Armeen auf die Sowjetunion. Die örtliche Presse schürte die Angst der Bevölkerung vor Luftangriffen und warf den Juden vor, mit der Sowjetunion zusammenzuarbeiten. Wenige Tage später gab Antonescu der Polizei den Befehl, jüdische Wohnungen zu durchsuchen und die Einwohner zu verhaften unter dem Vorwand, dass sie Waffen versteckten. Am Morgen des 29. Juni trieben deutsche und rumänische Soldaten bis zu 3.500 Juden zusammen und schossen mit Maschinengewehren in die Menge. Zeitweilig glich die Stadt einem Schlachtfeld: Die Täter, zu denen auch zahlreiche rumänische Zivilisten gehörten, mordeten und plünderten stundenlang unkontrolliert. Anschließend beschlossen die rumänischen Behörden, weiter zu töten: Am 30. Juni pferchten rumänische Soldaten etwa 1.900 Juden in einen Güterzug. Ohne Wasser und Versorgung fuhr der Zug bei extremer Hitze acht Stunden lang in das 20 km entfernte Podu Iloaiei, etwa 1.200 Menschen kamen dabei qualvoll um. Ein zweiter Zug mit etwa 2.500 Juden fuhr sechs Tage lang in die südrumänische Stadt Călăraşi. Ab und zu hielt er an, um Leichen von den Waggons abzuladen.
Bild:Bei Târgu Frumos, 1941, Leichen aus einem der »Todeszüge« aus Jassy werden neben die Gleise geworfen, Serviciul Roman de Informatii
Bei Târgu Frumos, 1941, Leichen aus einem der »Todeszüge« aus Jassy werden neben die Gleise geworfen, Serviciul Roman de Informatii

Bild:Jassy, 2019,  Das Denkmal vor der Großen Synagoge, Stiftung Denkmal
Jassy, 2019, Das Denkmal vor der Großen Synagoge, Stiftung Denkmal
Beim 29. Juni 1941 begonnenen Pogrom in Jassy, töteten rumänische und deutsche Einheiten mehrere Tausend Juden. Schätzungen gehen von insgesamt 4.000 bis 10.000, einige sogar von bis zu 13.000 Opfern aus.
Bild:Jassy, Juni 1941, Ermordete Juden in den Straßen der Stadt, Yad Vashem
Jassy, Juni 1941, Ermordete Juden in den Straßen der Stadt, Yad Vashem

Bild:Jassy, 2019,  Widmung auf dem Sockel des Denkmals, Stiftung Denkmal
Jassy, 2019, Widmung auf dem Sockel des Denkmals, Stiftung Denkmal
In Jassy und Umgebung gibt es mehrere Denkmäler, die an die Opfer des Pogroms im Sommer 1941 und der Deportationszüge erinnern. Auf dem jüdischen Friedhof von Jassy wurden die meisten Opfer des Pogroms in Massengräbern bestattet. Die Gräber sind mit großen Betonplatten bedeckt. In der Nähe der Gräber gibt es eine Gedenktafel, die an die Toten des Pogroms und die Opfer der Todeszüge aus Jassy erinnert.
1976 wurde vor der Großen Synagoge ein Obelisk zur Erinnerung an die Opfer des Pogroms aufgestellt. Die1671 eröffnete Große Synagoge ist als einziges von ursprünglich mehr als 110 jüdischen Gotteshäusern in Jassy erhalten geblieben. Im Gebäude informiert ein kleines Museum über die Geschichte der jüdischen Gemeinde von Jassy und den Pogrom vom Sommer 1941. Seit 2004 stehen die Synagoge und der Obelisk unter Denkmalschutz. Um 2010 wurden beide umfassend renoviert.
An mehreren Orten, so auch in Podu Iloaiei und bei Târgu Frumos, sind Opfer der Todeszüge in Massengräbern bestattet worden. Diese sind später ebenfalls um Denkmäler ergänzt worden.
Bild:Jassy, 2019,  Das Denkmal vor der Großen Synagoge, Stiftung Denkmal
Jassy, 2019, Das Denkmal vor der Großen Synagoge, Stiftung Denkmal

Bild:Jassy, 2006, Massengräber auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Jassy, 2006, Massengräber auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bild:Jassy, 2006, Eingangstor des jüdischen Friedhofs, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Jassy, 2006, Eingangstor des jüdischen Friedhofs, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bild:Jassy, 2006, Auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Jassy, 2006, Auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bild:Podu Iloaiei, 2006, Jüdischer Friedhof mit den Massengräbern von Opfern der Todeszüge, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Podu Iloaiei, 2006, Jüdischer Friedhof mit den Massengräbern von Opfern der Todeszüge, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bild:Podu Iloaiei, 2006, Denkmal für die Opfer der Todeszüge auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Podu Iloaiei, 2006, Denkmal für die Opfer der Todeszüge auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bild:Bei Târgu Frumos, 2006, Massengrab von Opfern der Todeszüge, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bei Târgu Frumos, 2006, Massengrab von Opfern der Todeszüge, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bild:Bei Târgu Frumos, 2006, Gedenkstein beim Massengrab auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Bei Târgu Frumos, 2006, Gedenkstein beim Massengrab auf dem jüdischen Friedhof, Stiftung Denkmal, Roland Ibold
Name
Monumentul Victimelor Pogromului Fascist de la Iaşi din zilele de 28-29 iunie 1941
Adresse
Strada Sinagogilor / Strada Cucu
700083 Iaşi
Öffnungszeiten
Das Denkmal vor der Großen Synagoge ist jederzeit zugänglich.
GPS-Daten der Massengräber:
Jüdischer Friedhof am nördlichen Stadtrand von Jassy: 47°10'39.5"N 27°32'20.8"E
Jüdischer Friedhof in Târgu Frumos: 47°12'11.8"N 26°59'41.5"E
Jüdischer Friedhof in Podu Iloaiei: 47°12'56.1"N 27°16'21.1"E